Anlässlich der vom Bundesministerium für Gesundheit organisierten „Woche der Wiederbelebung“ dachte ich, ich widme mich mal einem Thema, welches mir persönlich sehr am Herzen liegt. Und zwar: Wie führe ich Kinder schon früh an die Erste Hilfe heran? Da gibt es nämlich viele verschiedene Wege und Möglichkeiten, abseits vom „einfachen“ Beibringen der traditionellen Herzmassage.
Bei kleinen Kindern geht es nämlich in allererster Linie darum selbstbewusst zu sein und Verantwortung anzunehmen. Und ja, natürlich auch um „Mitgefühl“ und dem Wunsch Anderen zu helfen, denen es nicht gut geht. Das lernen kleinere Kinder zu allererst durch ihre erwachsenen Vorbilder. Denn wie soll ein Kind lernen, dass es helfen soll/kann, wenn es ihm die Erwachsenen in seinem Leben nicht vormachen? Daher: Nehmt nicht das Kind als Grund in Notsituationen nicht zu helfen. Natürlich bedeutet das nicht das Kind in Gefahr zu bringen oder zu traumatisieren, aber man kann immer in irgendeiner Art und Weise helfen, und sei es einfach den Notruf zu wählen.
Natürlich können kleinere Kinder noch keine Herzmassage, Druckverbände, oder stabile Seitenlagen. Aber man kann sie darauf vorbereiten in ernsten Situationen ruhig zu bleiben und sich Hilfe zu holen. So würde ich der Perle zum Beispiel niemals mit der Polizei drohen (so a la „wenn du nicht lieb bist kommt die Polizei!“). Denn ich möchte, dass sie die Polizei als Freund und Helfer ansieht, an den sie sich wenden kann, wenn sie eine Notsituation erkennt und/oder Hilfe braucht.
Ein weiterer Schritt ist es den Kindern das Telefonieren beizubringen. Hier sollte man Fragen beantworten und Dinge üben wie:
- Wie aktiviere ich Mama’s oder Papa’s Handy?
- Wo muss ich drücken um zu telefonieren?
- Wie tippe ich die Notrufnummern ein?
- Was sind die Notrufnummern (wir beschränken uns hier auf 110, das reicht erstmal)?
- Und was sage ich am Telefon? (Name und Alter? Was ist passiert? Wo bin ich (was kann ich von hier aus sehen)? Und: Gut zuhören und nicht auflegen, bis es einem gesagt wurde!)
All das, besonders letzteres, kann wunderbar spielerisch geübt werden. Natürlich gehört hier ein wenig Fingerspitzengefühl dazu, man will dem Kind ja keine Angst machen. So sollte man sich in den Beschreibungen der möglichen Gründe eines solchen Telefonats eher zurück halten, sollte aber dennoch klar stellen (gern immer wieder), dass man diese Nummer wirklich nur im Notfall wählt. Und ja, da wollen die Kleinen meist gern konkrete Beispiele hören.
Sind die Kinder etwas älter kann man ihnen auch erste praktische Tipps geben. Sie können sich um Kühlmaßnahmen kümmern, Kissen holen, das Opfer zudecken, mit dem Opfer sprechen/im evtl. Fragen stellen (das beruhigt und lenkt ab…und zwar beide, das Kind und das Opfer). Wichtig hier ist dem Kind immer wieder zu erklären, diese Dinge erst zu tun nachdem Hilfe gerufen wurde. Das ist das allerwichtigste und sollte oberste Priorität haben.
Es macht auch Sinn mit dem Kind über den „Bystander-Effect“(Zuschauereffekt) zu sprechen. Denn Studien haben erwiesen, dass diesbezüglich aufgeklärte Menschen diesem Effekt seltener zum Opfer fallen als andere. Hier ist es auch durchaus ratsam dem Kind zu erklären, wie man diesem entgegenwirken kann. So kann das Kind, sollte es in einer Notsituation andere Helfer rekrutieren wollen/müssen (oder generell Hilfe brauchen), Menschen identifizieren und direkt ansprechen, z.B. „Du da mit dem roten Schal, hilf mir bitte!“. Auch das kann in Rollenspielen geübt werden, damit die Hürde, bzw. Scham in einer echten Situation niedriger ist.
Die Essenz hier ist wirklich, dass das Kind vorbereitet ist und von einer solchen Situation nicht überrannt wird. Das heißt nicht, dass man dem Kind ständig Angst machen muss was alles passieren könnte, aber dem Kind die richtige Vorbereitung zu geben eine solche Situation souverän für sich zu meistern und ihr nicht hilflos ausgeliefert zu sein. Ein selbstbewusstes und vorbereitetes Kind kann in einer solchen Situation aktiv werden, was im Nachhinein dafür sorgen kann, dass das Kind das eventuelle Trauma besser verarbeiten kann.
Eine Initiative für Erste-Hilfe Kurse schon für kleine Kinder ist der „Pflasterpass“, das sogenannte „Seepferdchen für erste Hilfe“. Was das ist und wie ihr das auch für euren Kindergarten oder eure Grundschule organisieren könnt erfahrt ihr hier. Eine ziemlich coole Sache wie ich finde.
Generell finde ich es aber am allerwichtigsten, die Kinder zu sensibilisieren, ihnen menschliches Mitgefühl vorzuleben und sie somit zu potentiellen Ersthelfern zu machen. Die Welt ist einfach ein besserer Ort, wenn wir gegenseitig auf uns aufpassen und wenn sich ein jeder darauf verlassen kann, dass ihm in einer Notsituation geholfen wird.
(Dies ist übrigens kein sponsored Post, ich schrieb ihn aus absoluter Überzeugung und weil mir das Thema „Erste Hilfe“ sehr am Herzen liegt).
Hier sind übrigens ein paar tolle Beispiele, wie Kinder zu Ersthelfern wurden.
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