Als ich noch in Aachen wohnte war ich oft ziemlich einsam. Ich wollte es mir nicht eingestehen, ich war ja eigentlich recht glücklich mit meiner Situation. Aber da ich unter der Woche immer nach Maastricht zum arbeiten fuhr und an den Wochenenden immer irgendwo unterwegs war hatte ich auch nur selten die Gelegenheit um mal in Aachen jemanden kennen zu lernen. Da wurde es schon manchmal etwas einsam. Ich kannte de facto ja nur ein paar Arbeitskollegen und hier und da lernte ich mal flüchtig eine Kita-Mutti kennen. Aber das war es auch schon. So waren die Perle und ich unter der Woche meistens alleine. Das war tagsüber auch ganz okay, aber abends, wenn die Perle dann im Bett war, habe ich mich oft einsam gefühlt.
Das ist irgendwie nun anders geworden, seit wir wieder in der alten Heimat wohnen. Jetzt sitze ich zwar immer noch des Öfteren abends alleine auf der Couch, aber da ist keine Spur von Einsamkeit. Dann telefoniere ich, schreibe mit Freunden, lese, oder gucke meine Serien. Diese Zeit brauche ich auch zum auftanken. Jetzt haben wir nämlich oft Besuch oder sind selbst irgendwo eingeladen und obwohl mir das immer sehr viel Spaß macht, so schlaucht es mich doch auch manchmal. Ich weiß nicht ob das bedeutet, dass ich ein introvertierter Mensch bin oder ob es schlichtweg an meiner Krankheit liegt, aber ich brauche nach sozialen Kontakten immer meine Zeit für mich, um wieder runter zu kommen.
Ich finde es ist auch ziemlich wichtig allein sein zu können. Erst wenn man mit sich selber im Reinen ist kann man auch gut und gerne allein sein. Das ist wirklich wichtig und zeigt auch, wie glücklich man mit sich selbst ist. Mir geht es mittlerweile sehr gut allein. Das wirkt sich auch auf meine Partnersuche aus. Ich bin nicht so „desperate“ und brauche auch niemanden um mich zu erfüllen. Ich bin mir genug, unsere kleine Familie ist mir genug. Wenn da nun jemand herkommt und mich komplett aus den Socken haut kann ich mich darauf einlassen, denn ich bin mit mir im Reinen. Das konnte ich vorher nämlich nicht so gut. Ich hatte immer das Gefühl, dass ich etwas suche, was ich niemals finden kann. Nun suche ich nicht mehr und habe das Gefühl nun wesentlich sichtbarer zu sein. Ich verstecke mich nicht mehr in meiner Höhle sondern kann selbstbewusst in die Welt hinaus gehen.
Einsamkeit ist ein ziemlich blödes Schicksal. Da verkümmert man richtig. Man verflucht sie einerseits, doch wenn man dann irgendwann plötzlich nicht mehr einsam ist, dann bekommt man Angst und sehnt sich nach ihr. So ging es mir jedenfalls. Es war eine Art Hass-Liebe, eine Art Sucht. Ich konnte nicht mit, aber auch nicht ohne. Man gewöhnt sich recht schnell ans Einsam-Sein. Aber der Gewöhnungseffekt ist fatal, denn man ist ja nicht glücklich dabei. Man gewöhnt sich nur dran und kann dann irgendwann nicht mehr ohne. Ich habe es es immer damit abgetan, dass „wir“ mir genügt. Dass ich nicht einsam bin, sondern lediglich alleine und dass das schon okay so sei. Es war aber nicht okay.
Mittlerweile feiere ich das Allein-Sein. Weil ich nicht einsam bin. Weil ich es manchmal brauche, alleine zu sein. Ohne Anforderungen oder soziale Normen, die man erfüllen muss. Einfach ich. Da kann ich mit der Jogginghose auf der Couch sitzen und stundenlang „Homeland“ oder „Scandal“ gucken, ohne dass sich jemand beschwert, jemand was von mir will oder ich irgendwen unterhalten muss. Das hört sich sehr asozial an jetzt, aber das meine ich gar nicht böse. Ich habe gern Besuch und bin gern nicht-alleine aber danach brauche ich einfach ein bisschen Ruhe um wieder aufzutanken. Und dann genüge ich mir vollkommen. Und das ist ein sehr schönes Gefühl. Wenn man mit sich selber so im Reinen ist, dass man alleine glücklich sein kann. Ich glaube, dass ich auch erst jetzt, nachdem ich die Einsamkeit abgelegt habe und alleine glücklich bin auch bereit für eine neue Partnerschaft bin. Wer weiß, was daraus wird.
4 Comments
Micca
28. Januar 2016 at 10:11Sicherlich kein Beitrag zum Kernthema – dass sich gut liest 🙂 aber dennoch:
Homeland – in Berlin. Schon gesehen? Verrückt wie aktuell das wirkt, huh?
perlenmama
28. Januar 2016 at 10:15Ja, schon gesehen, ich fand es irre. Hatte echt ein „live“ Gefühl dabei. Wahnsinn.
Micca
28. Januar 2016 at 10:17„No one wants another paris“ hat mich fast Kaffee durch das Zimmer prusten lassen…
perlenmama
28. Januar 2016 at 10:50Da war ich auch total baff. Es war wirklich wie live.