Was passiert eigentlich beim Osteopathen? Ein Interview mit Laura Stückler

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Viele frischgebackene Eltern kennen das: Irgendwann kommt von irgendwo her der Rat, doch mal zum Osteopathen zu gehen. Doch viele wissen gar nicht, was das ist und was einen dort erwartet. Ich hatte da selbst lange keine Ahnung von, hörte nur von vielen Baby-Eltern Begriffe wie „Blockade“, „ganzheitliche Anamnese“ und dergleichen…aber was das so wirklich ist, das hat mir niemand erklärt. Und wer mich kennt, der weiß auch, dass ich an sich eher wenig Zugang zu alternativen Heilmethoden finde, das ist mir meist nur zuviel Geschwurbel. Bis ich Laura traf, die selber eine sehr gute Ausbildung zur Osteopathin hat und mir das Ganze nicht nur sehr einfühlsam und gut erklärte, sondern einfach auch zeigte. Da ich aber solches Wissen nur ganz schlecht für mich behalten kann und es am liebsten gleich an meine Leser weitergebe, habe ich Laura diesbezüglich ein paar Löcher in den Bauch gefragt…

Perlenmama: Hallo Laura, stell dich bitte doch einmal kurz vor und erzähl uns, was du gelernt hast.

Laura: Hallo, ich bin Laura Stückler. Ich habe 4 Jahre in Holland Physiotherapie studiert und im Anschluss
direkt 6 Jahre berufsbegleitend Osteopathie an der Still Academie in Oberhausen, einer der ältesten
Osteopathieschulen Deutschlands.
Ich habe zwei kleine Kinder (2 1⁄2 J und 1⁄2 J) und bin zur Zeit noch in Elternzeit. Ab September eröffne
ich dann aber meine eigene Praxis für Physiotherapie und Osteopathie in Remscheid (Goethestr. 3, 42853 Remscheid).

Perlenmama: Kannst du uns kurz erklären, was Osteopathie eigentlich überhaupt ist?

Laura: Osteopathie ist eine alternative Medizin, die mit den Händen ausgeführt wird.
Eine schöne Definition von Osteopathie ist: „Es ist die Kunst, die im Körper eines Menschen natürlich
vorkommenden Kräfte (in Anatomie und Physiologie) genauestens zu kennen und für die Behandlung zu
nutzen.“ Diese Definition stammt noch aus den frühen Tagen der Osteopathie und beschreibt den Grundgedanken sehr gut. 

Perlenmama: Bei welchen Beschwerden würdest du als Osteopathin frischen Babyeltern empfehlen, einen
Termin bei einem Osteopathen zu machen?

Laura: Da gibt es Schreikinder, Kinder mit Saug-/Trinkproblemen (Stillprobleme), mit Koliken und
Verdauungsstörungen (Bauchschmerzen), Schiefhaltungen (einseitige Haltungen und Bewegungen),
Plagiocephalie (Das Köpfchen ist schief, zB. platter Hinterkopf, ein Auge ist kleiner,..). Auch nach
extremen Geburten (Zange, Saugglocke, Kaiserschnitte, sehr lange oder extrem kurze Dauer) würde ich
empfehlen, das Kind (und ggf. auch die Mutter) anzuschauen und zu behandeln.

Perlenmama: Was ist bei der Wahl eines Osteopathen zu beachten?

Laura: Man sollte darauf achten, dass der/die TherapeutIn eine mind. 4-6 jährige Ausbildung hat und Mitglied in
einem Verband ist → dort gibt es Therapeutenlisten (auch mit Symbol für absolvierte Zusatzausbildung
für Kinder). Dort besteht u.a. auch eine Fortbildungspflicht.

Perlenmama: Was wird bei einem ersten Termin gemacht? 

Laura: Man beginnt immer mit einer ausführlichen Anamnese, dh. einem umfassenden Gespräch mit den Eltern
über die Schwangerschaft, Geburt und die Entwicklung des Kindes.
Dann folgt eine Untersuchung des ganzen Körpers (Kopf bis Fuß), ob es Blockierungen oder
Verspannungen gibt, die das Verhalten/ die Schmerzen der Kindes erklären. Diese werden dann
behandelt.

Perlenmama: Was ist eigentlich eine „Blockierung“ bei Säuglingen?

Laura: Ein Gelenk, zb. ein Wirbel oder Knie, Ellbogen, etc. bewegt sich nicht „normal“, ist
bewegungseingeschränkt oder kann sich zu einer Seite besser bewegen als zur anderen. Das kann Schmerzen verursachen, manchmal auch nur bei bestimmten Bewegungen. 

Perlenmama: Gibst du Eltern Unterstützung bei Schreikindern?

Laura: Ja! Ich versuche den Grund für das Schreien herauszufinden und zu behandeln und erkläre den Eltern
vieles über Saugen, Schlucken, Verdauung, und wie es sich anfühlt, geboren zu werden – wie viel Druck in
der Gebärmutter ist und wie es ist, wenn der plötzlich weg ist, weil man geboren ist. Wenn die Eltern ein
besseres Verständnis dafür haben, können sie besser damit umgehen.

Perlenmama: Wieviele Termine beim Osteopathen braucht es so im Durchschnitt?

Laura: Das ist unterschiedlich. Manchmal reicht eine Behandlung und ein Kontrolltermin nach einer Zeit aus. Manchmal braucht es mehrere Behandlungen. Je früher die Kinder zur Behandlung kommen, desto
besser. Die Krankenkassen übernehmen teilweise die Kosten. Aber nicht alle tun das. Aber für mich
persönlich darf und wird es nicht am Geld liegen, ob ein Kind die Behandlung bekommt, die es nötig hat.  

Perlenmama: Was sind die Vorzüge einer Behandlung beim Osteopathen gegenüber einer bei einem „regulären“ Kinderarzt?

Laura: Es stellt sich nicht die Frage „entweder/oder“. Der Kinderarzt diagnostiziert Erkrankungen und behandelt
diese mit Schulmedizin, die OsteopathIn behandelt ganzheitlich nur mit den Händen und hat in der Regel
viel mehr Zeit als ein Kinderarzt. (Eine Behandlungsitzung beim Osteopathen dauert durchschnittlich zwischen 45 und 60 Minuten). Was hier gesagt werden sollte: Keine Familie kann ohne Kinderarzt auskommen. Wenn es gut läuft, gibt es sogar eine Kommunikation zwischen Kinderarzt und dem behandelndem Osteopathen. Mir ist es wirklich wichtig, dass wir nicht als Konkurrenten angesehen werden. 

Perlenmama: Wann ist von einer Behandlung beim Osteopathen abzusehen?

Laura: Begleitend und unterstützend kann Osteopathie eigentlich immer gegeben werden. Bei einer akuten
Infektion und hohem Fieber geht man aber natürlich zum Arzt und nicht zum Osteopathen.

Perlenmama: Welche Vorurteile gibt es gegen die Osteopathie und wie versuchst du gegen sie anzuwirken?

Laura: Vorurteile entstehen oft durch Unkenntnis oder Intoleranz. Indem ich versuche, gut zu erklären, was ich
tue und einfach gute Arbeit mache, kann ich die Leute meistens von der Osteopathie überzeugen.

Perlenmama: Hast du noch weitere Infos zur Osteopathie, die du unbedingt noch sagen möchtest?

Laura: Osteopathie ist für mich eine wunderbare Art, die Entstehungsgeschichte von Beschwerden zu verstehen
und den Menschen als Ganzes in seiner Lebenswirklichkeit zu sehen und zu behandeln. Wir Lernen
richtig viel Anatomie und wie alles im Körper funktioniert, das hilft uns die Wechselwirkung zwischen
Struktur und Funktion zu verstehen und gute Behandlungen zu machen.

Perlenmama: Vielen Dank, Laura, für dieses interessante Gespräch.

Gute Links zur Osteopathie:
http://www.bettinamertens.de
http://www.osteopathie.de

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1 Comment

  • Reply
    10 Dinge, die ich im Wochenbett gegoogelt habe – Perlenmama
    14. Mai 2018 at 10:11

    […] mehr Infos über den oft empfohlenen Termin beim Osteopathen gibt es übrigens […]

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