Warum bloggst du überhaupt? Ein Erklärungsversuch

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In letzter Zeit wurde des Öfteren, besonders in meinem näheren Umfeld, meine Motivation zum bloggen in Frage gestellt. „Die macht doch alles für ein bisschen Aufmerksamkeit“ oder „der geht es doch nur um soundsoviele Klicks“ oder „ich könnte das ja nicht, mich so zur Schau zu stellen.“ Nun, da wir schon von und über dieses Medium sprechen, dann will ich es auch nutzen um mich mal zu erklären.

1. Ich bin ein absoluter Wortmensch. Ich schreibe, zu jeder Gelegenheit. Wenn ich durcheinander bin und meine Gedanken ordnen will, wenn mich etwas beschäftigt, wenn mich etwas interessiert…dann schreibe ich es auf. Ich schreibe generell ALLES auf. Das, was auf dem Blog veröffentlicht wird ist nur ein Bruchteil der Texte, die ich so verfasse. Meistens schreibe ich etwas, lasse es eine Weile liegen und denke dann darüber nach ob ich das mit anderen Menschen teilen will oder nicht. Oft ist es nicht der Fall, manchmal eben schon. Und das landet dann auf dem Blog. Daher kommt es auch manchmal zu Zeiträumen, in denen ich nichts poste…dann passiert halt viel im Leben, welches ich lieber privat behandle. Und ich finde, das ist auch okay so.

2. Ich mag es, wenn andere meine Gedanken lesen und darauf reagieren. Sei es mit Zustimmung oder Kritik oder sonst was. Manche finden sich in meinen Worten wieder, manche haben Diskussionsbedarf. Und das ist total okay so. Ich freue mich, wenn über meine Worte, meine Texte nachgedacht wird und sie Reaktionen hervor rufen. Das heißt, dass sie nicht ungelesen/ungehört verhallen sondern einen Nutzen haben.

3. Ich vernetze mich gerne. Durch das Bloggen durfte ich in eine ganz besondere Welt eintauchen…die Bloggersphäre. Und die ist voll mit wunderbaren Menschen. Durch das Bloggen habe ich schon viele tolle und interessante Menschen kennenlernen dürfen. Manche sind Gleichgesinnte, andere sind erfrischend anders aber bisher waren alle eine Inspiration und eine Bereicherung, die ich nicht mehr missen möchte. Und ja, ich glaube fest daran, dass Online-Freunde „echte“ Freunde sind. Nicht alle natürlich, wie in der analogen Welt eben auch.

4. Das Internet ist mein Medium. Ich find es klasse, wie es Menschen zusammen bringt. Wie es ein Universum von Wissen direkt in unsere Handfläche legt. Im Internet gibt es alles und wenn man sich ein bisschen auskennt, kann man sich eine tolle und heimelige Filterblase zurecht legen. Ich find es unglaublich spannend mit den verschiedenen Medien zu spielen und langsam aber sicher ihre Eigenarten und Kuriositäten kennenzulernen. Es ist einfach so wahnsinnig spannend und ich freue mich ein aktiver Teil dieses Phänomens zu sein.

5. Jeder Künstler freut sich, wenn seine Kunst gesehen und anerkannt wird. So auch der kreative Schreiberling. Es ist einfach ein schönes Gefühl wenn man merkt „hey, meine Texte werden ja gelesen“ oder wenn man für seinen Schreibstil oder eine bestimmte Wortwahl gelobt wird. Da ist man schon etwas stolz und freut sich und ich finde, das ist eine ganz legitime Sache. Jeder Autor freut sich doch, wenn sich sein Buch gut verkauft.

6. Ich mag es Dinge für die Zukunft festzuhalten. Ein kleines Beispiel: Zwischen den Jahren traf ich mich mit der lieben Katha von Mamasmäuse, da ich beim Umzug unsere alten Briefbücher aus Teeniezeiten wiedergefunden hatte. Bei nem Sektchen und Snacks lasen wir uns durch unsere Teenie-Sorgen und -Träume und staunten über die Dinge, die uns damals beschäftigten. Das war wie eine Zeitreise und unglaublich spannend und lustig. Sowas wünsche ich mir auch für den Blog. Dass es eine nette Erinnerung wird, wenn ich in ein paar Jahren mal zurück denke und lesen kann wie es damals so war und wie ich die Dinge so erlebt habe. Ist doch unglaublich spannend.

7. Ja, ok, es ist auch eine gesunde Portion Selbstdarstellung dabei. So what? Manche machen das durch ihre Kleidung, ihre Autos, ihr Aussehen, Tattoos, durch sportliche Wettkämpfe, all diese Dinge. Das sind alles Wege sich selbst darzustellen und zu sagen „Guck mal, das bin ich, so bin ich!“. Ich bin jetzt modisch eher pragmatisch und fahre eine alte Klapperkiste, aber ich habe mein Blog. Ich find, das ist nichts verwerfliches und wenn wir ganz ehrlich zu uns selbst sind: Wir alle haben doch unsere eigene Form der Selbstdarstellung.

8. Es ist ein Hobby. Viele sehen die Zeit, die ich online verbringe ja als Verschwendung. Das sehe ich ganz anders. Es ist Zeit, die ich in Kommunikation mit anderen Menschen verbringe, oder damit über neue Dinge zu lernen, mich zu informieren. Andere lernen ein Instrument, oder üben eine bestimmte Sportart aus, oder Malen, oder sonstwas. Ich schreibe, netzwerke, kommuniziere, bilde mich weiter. Das ist ein legitimer Zeitvertreib und ganz sicher nicht weniger wichtig oder interessant als jedes andere Hobby auch.

9. Mein Blog ist wie ein Kind. Ein Blog bedarf viel Pflege, Arbeit, Herzblut, Aufmerksamkeit. Bloggen ist soviel mehr als bloß ein paar Texte zu schreiben. Und wenn man soviel Zeit und Arbeit in ein Projekt gesteckt hat, dann wünscht man sich auch, dass es wächst, Früchte trägt, sich in irgendeiner Art und Weise entwickelt. Ich habe schon sehr viel Energie in mein Blog gesteckt und freue mich zu sehen wie wir damals im August 2013 anfingen und wo wir inzwischen gelandet sind. Und es erfüllt mich mit stolz, dass meine Arbeit gewürdigt wird und meine Energie nicht „verschwendet“ war. Es ist schön etwas geschaffen zu haben, was funktioniert und angesehen ist. Das ist ein tolles Gefühl. Auch das ist gar nichts besonderes, jeder freut sich über dieses Gefühl und versucht es auf die verschiedensten Weisen zu erlangen.

10. Es ist ein schönes Gefühl eine Stimme zu haben, gehört zu werden. Jeder wünscht sich doch, dass seine Gedanken gehört werden, dass seine Meinung einen Platz hat, frei ausgedrückt werden kann und einen Unterschied macht. Ob man nun bei Freunden sein Herz ausschüttet, wählen geht, demonstrieren, oder sonst ein Outlet findet. Ich finde, es gehört quasi zu den Grundbedürfnissen eines Menschen gehört und verstanden zu werden. Mein Blog ist mein Sprachrohr. Hier kann ich meine Meinung ausdrücken und lade zu Diskussionen ein. Ich finde es ist sogar eine Art der Seelenhygiene, wenn man ein „Safe-Space“ hat, wo man frei seine Meinung kund tun kann.

So, vielleicht dient das ein wenig zur Erklärung. Klar kann man alles niederreden, wenn man sich gerne einer bösen Zunge bedient. Man kann aber auch verstehen, dass andere Leute andere Interessen haben und andere Wege sich auszudrücken oder zu organisieren. Eine Online-Präsenz zu haben ist nichts verwerfliches, im Gegenteil, es bietet so viele verschiedene Möglichkeiten zu wachsen, zu lernen, sich weiterzuentwickeln und vor allem: Mal über den eigenen Tellerrand zu schauen. Versucht es mal, ich verspreche euch, es lohnt sich.

Klar muss auch ich verstehen und akzeptieren, dass manche Leute eher kritisch sind, es nicht verstehen (wollen) oder einfach eine andere Meinung haben. Aber hier gilt, wie in den meisten anderen Lebenslagen auch, „Leben und leben lassen“. Toleranz ist eine Gabe! Man muss nicht immer alles verteufeln, was man nicht versteht.

In diesem Sinne: Schön, dass ihr meinen Blog lest, ich freue mich über jeden Einzelnen von euch. Und ihr Blogger: Warum bloggt ihr so? Was sind eure Beweggründe, eure Motivation? Ich bin gespannt.

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11 Comments

  • Reply
    alpinibayern
    14. Juli 2016 at 08:15

    Schön geschrieben. ich hab auch vor 4 Monaten angefangen mit Bloggen und dadurch schon viele schöne Kontakte gemacht
    LG, Sabine von http://www.alpini-bayern.de

  • Reply
    Dieverlorenenschuhe
    14. Juli 2016 at 08:38

    Toller Beitrag, und ich kann Dir in allen Punkten nur absolut zustimmen. Mir geht es ganz genau so. Ich schreibe auch sehr gerne (nicht nur im Blog. Meine verwirrten Gedanken finden inzwischen auch immer öfter wieder Einzug in mein Gedankenbuch). Leider komme ich viel zu wenig zum Schreiben. Denn Schreiben ist für mich wie Therapie, einfach total wichtig zum Verarbeiten der Geschehnisse.

  • Reply
    Tante Emma
    14. Juli 2016 at 10:59

    Genau so. Ich hab da vor einiger Zeit auch mal was zu geschrieben, weil mich dieses „Du musst aber viel Zeit haben (haha) schon arg genervt hat…

    Wenn Du magst: https://derkleinegemischtwarenladen.wordpress.com/2016/04/26/bloggen-als-hobby-wieso/

    Liebe Grüße

    • Reply
      perlenmama
      14. Juli 2016 at 11:12

      Hab ich mir angesehen, danke (und jetzt habe ich auch endlich dein Blog aboniert…dachte das hätte ich schon längst…)

      • Reply
        Tante Emma
        14. Juli 2016 at 11:43

        Na, das ist ja nahezu skandalös. 😉 (Danke aber.)

  • Reply
    Anna
    14. Juli 2016 at 11:09

    Vielen Dank für diesen Beitrag! Ich kann mich in jedem einzelnen deiner Punkte wiederfinden. Vor allem den Punkt mit der Zeitverschwendung: wie du schreibst ist Bloggen ein Hobby wie jedes andere und damit nicht mehr oder weniger Zeitverschwendung als z.B. ein Musikinstrument zu lernen. Das werde ich das nächste mal in die Diskussion einbringen wenn wieder jemand meint ich soll meinen freien Tag doch nicht im Internet verschwenden.

    • Reply
      perlenmama
      14. Juli 2016 at 11:11

      Ja, das Internet ist immer noch ein gern verteufeltes Medium. Aber lass dich nicht unterkriegen. Wir haben hier eine Welt kennengelernt, die vielen anderen verborgen bleibt. 😉

  • Reply
    nihaojulia
    14. Juli 2016 at 11:28

    Stimme dir vollkommen zu!

  • Reply
    1000schlechtedates
    14. Juli 2016 at 15:30

    Sehr schön geschrieben. Ich Blogge um das zu verarbeiten was mir so passiert ist in den letzen Jahren. Es hilft unwahrscheinlich sich mit anderen auszutauschen und sich zu vernetzen. Das ist eine wunderbare neue Welt die sich mir da eröffnet hat ☺️

  • Reply
    Mein #Bloggertag – Aufruf zur Blogparade – Perlenmama
    2. September 2016 at 08:02

    […] so ganz nachvollziehen wollen/können warum ich blogge und was es überhaupt bedeutet zu bloggen. Das „Warum“ habe ich ja vor ein paar Wochen schon einmal versucht zu erklären…jetzt ist es einmal Zeit zu erklären, wie und warum „Bloggen“ einfach soviel […]

  • Reply
    So bloggen wir! Was die Bloggerwelt denkt - in 61 O-Tönen
    6. September 2016 at 08:44

    […] die Perlenmama versucht sich an einer Erklärung: „Mein Blog ist wie ein Kind. Ein Blog bedarf viel Pflege, Arbeit, Herzblut, Aufmerksamkeit. […]

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