Mittelscharf – Mein Senf zum Kanzlerduell

Jaja, es ist in aller Munde, Newsfeeds, und Tweets; Radio und Fernsehn sind voll davon…aber auch ich mag meinen Senf dazu geben.

Ich war im Vorfeld schon sehr skeptisch, Raab als Moderator? Und schon ärgerte ich mich über mich selbst: da haben sie es doch geschafft, sogar in meinem Kopf, das Duell auf die Frage „Kann der Raab sich benehmen?“ zu reduzieren. Aber trotzdem möchte ich mir das nicht entgehen lassen (auch wenn mir der Wahl-o-mat schon gezeigt hat, dass ich mit meiner Wahl schon ganz richtig liege).

Also, los geht es. Schon am Anfang schiesst Peer scharf. Er gibt sich kampfbereit, immerhin ist er der Herausforderer. Merkel bleibt ruhig, sachlich, redet leider viel und lange. Da verliere ich manchmal den Faden. Aber sie beantwortet (nach kleineren Ausschweifungen) die Fragen der Moderatoren. Das kann man vom Peer leider nicht behaupten, jedenfalls nicht in der ersten Hälfte. Die Moderatoren sind, manche mehr, manche weniger, anstrengend, ihre Leitung zu aufdringlich, zu offensichtlich. Ihre Art mit den Kandidaten umzugehen ist sehr leitend, obgleich der Neutralität verpflichtet,; ihre Kommentare wirken sich zu sehr auf das Gemüt der Zuschauer aus. Der Herr Raab ist hip und cool, beweist auch Mut, aber ist doch besser in seiner eigenen Halb-Comedy Sendung aufgehoben, als hier. Peter Klöppel, eigentlich ein sehr souveräner Kerl, wirkt nervös, kommt nicht durch. Schade. Die Damen sind bissig, sie treiben das Duell voran, sie orientieren sich an „Mama Merkel“, lassen sich es aber nicht nehmen auch die Kanzlerin hier und dort mal zu unterbrechen.

Soviel zum Drum Herum. Was sagen die Hauptdarsteller? Peer schießt sich ein Eigentor in Sachen Pensionen und Merkel nimmt dieses Geschenk dankend und stilvoll an „Da müssen die schlechter verdienenden Staatsdiener aber nochmal nachfragen, bei der SPD.“ Merkel hingegen lässt sich zu einem klaren „Nicht ohne die NATO“ in Sachen Syrien hinreißen, was auf Twitter sogar international groß zur Kenntnis genommen und diskutiert wird. Peer thematisiert die PKW-Maut wenn es nicht passt und gibt Merkel die Bühne zu sagen, dass wir diese eh nicht zahlen müssten, wenn sie (wieder) gewählt wird. Im Großen und Ganzen: Peer antwortet kurz und knapp, aber nicht wirklich auf gestellte Fragen. Merkel antwortet zwar auf diese, aber langatmig. Aber sie ist ruhig, gibt sich selbstbewusst und weiß einfach wovon sie spricht. Peer wirkt unruhiger, greift an, spricht zum Volk, aber ist sieg- und zielstrebig.

Doch eines ist mir sehr missfallen: Dass er der Merkel Entscheidungen vorwirft, die unter der großen Koalition getroffen wurden. Denn das zeigt, dass er ignoriert, wie Politik wirklich gemacht wird. Merkel hingegen thematisiert und zeigt die Schwierigkeiten auf, die es in der Politik gibt, wenn es um Entscheidungsfindung und -Durchsetzung gibt. In dem Sinne setzt der Peer auf genau den Populismus, der mich am Wahlkampf so nervt.

Geht gar nicht: Ein hysterischer Schlagabtausch zwischen Schwarzer und Steinmeier über das Betreuungsgeld. Hier wird klar: während Stoiber sich zurück hält und die Runde als das sieht, was es ist: Eine Analyse des Duells, sieht Seinmeier es als weitere Chance, die SPD zu profilieren. Wirklich unprofessionell und Jauch muss mehrmals einschreiten, um Ruhe unter die Streithähne zu bringen.

Die Ergebnisse: Die Männer finden Peer besser, die Frauen stehen hinter Merkel. Ok…Das lass ich einfach mal so stehen, noch nicht mal Alice Schwarzer fand es nötig hierauf einzugehen…
Generell hat (44% zu 49 %) Peer Steinbrück diesen Schlagabtausch für sich entschieden.

Überraschend: Jein. Er ist populistischer, nutzt Plattitüden für sich und hat sicherlich ein paar nette Zitate für Wahlplakate und die Boulevard-Schlagzeilen morgen früh abgegeben. Aber die Souveränität, das Know-how, das hat Merkel, und hier nur sie allein. Für mich hat Mama Merkel hier die Nase vorn. Peer gehört, wie man heute auch gut sehen konnte, in die Opposition. Immerhin ist er koalitionsmässig „kompromisslos“.

Und was war auf Twitter los? Ingo Zapperoni klärt auf: Merkel’s Schwarz-Rot-Gold-Kette war ein heißes Thema und Peer twitterte fröhlich während des gesamten Duells…z.B. „Strom muss bezahlbar bleiben“. Also auch hier nichts neues.

Nette Idee aus der Plauderrunde: Nächstes Jahr einfach beide Kandidaten in einen Raum sperren und dabei filmen. Das unterschreibe ich, denn heute spielte das drum-herum einfach eine viel zu große Rolle.

Das war mein Senf – Mittelscharf.

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2 Comments

  • Reply
    Kerstin
    3. September 2013 at 23:30

    ….na ja,….Merkel stellt für mich kein politisches know how dar-eher abwarten und Tee trinken!völlig unkonkret,stets abwartend …eben genauso wie Papa Kohl ….Time to Day goodbye!!!

  • Reply
    perlenmama
    5. September 2013 at 11:47

    Hm…ich weiss nicht…in manchen Fällen find ich sowas besser als kopflose Hau-Ruck aktionen. Auch wenn es natürlich NICHT zum Stillstand führen darf…
    Ich find einfach, sie hat ganz schO’n viel Ahnung von Politik, und wie der Hase da so läuft…und das strahlt sie auch aus.

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