Allein mit Kind und Sommergrippe – Ein Bericht

Ich habe der tollen Lisa Harmann kürzlich ein Interview gegeben. Eine der Fragen war in welchen Situationen ich mir manchmal wünsche nicht der einzige Erwachsene in der Familie zu sein. So eine Situation gab es kürzlich erst wieder, nämlich letzte Woche. Bei unserer Reise nach Berlin hatte ich mich nämlich bei der Besten angesteckt. Also lag ich letzte Woche gänzlich flach. Mit Fieber, Husten, einer Nase mit Dauerlauf und generellem „Meh“-Gefühl. Ich war richtig durch. In Anbetracht der Tatsache, dass wir uns zu diesem Zeitpunkt voll im Endspurt der Wubttika am Wochenende befanden war das vor allem eins: Richtig schlechtes Timing. Und führte dazu, dass ich es mir eigentlich gar nicht leisten konnte, im Bett zu liegen. Noch dazu kam die ersten Tage der Tagesmutter-Eingewöhnung der Miniperle und die ersten Kita-Tage der Perle als frischgebackenes Vorschulkind.

Also…schleppte ich mich so durch die Tage. Und verfluchte die Tatsache, dass man es sich als alleinerziehende Mama einfach nicht leisten kann, krank zu sein. Es ist im Konstrukt nicht vorgesehen, quasi ein Systemfehler und einfach nicht machbar. Wie auch? Der Großen konnte ich es zwar wenigstens noch erklären, dass es mir nicht gut ging, aber Hunger hatte sie ja trotzdem. Zur Kita musste sie trotzdem. die Schuhe waren trotzdem nach dem Sommer einfach zu klein. Und die Zahnpasta trotzdem leer. Außerdem ist sie mit ihren 5 Jahren noch zu klein für die Aufgabe sich um ihre Mama zu kümmern. Klar, die Sache mit der Empathie und der Hilfe schafft sie schon dann und wann mal, aber das hört dann auch wieder auf, wenn sie etwas braucht oder will. Und das Baby? Dem ist es, natürlich, schnurzpiepegal ob Mama nun krank ist oder nicht, da müssen Bedürfnisse gestillt werden, aber flott.

Also sahen meine Tage so aus:

  • Um halb 7 raus um beide Kinder (und mich selber) fertig zu machen, alles wichtige zu packen und beide früh genug in die Betreuung zu bringen.
  • Mit der Miniperle die Eingewöhnung bei der Tagesmutter meistern
  • Zum Copyshop um Sachen für die Wubttika zu drucken
  • Sachen für die Wubttika einkaufen bzw in der Nachbarstadt abholen
  • Mit Jobcenter, Jugendamt, Elterngeldstelle und Finanzamt telefonieren, um einige Ungereimtheiten auszubügeln und zu verstehen.
  • Goodiebags für die Wubttika vorbereiten
  • Für Foodsharing einige Dinge regeln, da ich ohne Auto derzeit nicht Abholen, sondern nur Fairteilen kann.
  • Wäsche vom Urlaub waschen und wegräumen (ja ok, letzteres blieb dann doch etwas auf der Strecke)
  • Die Große wieder von der Kita abholen
  • In die Stadt um der Großen neue Schuhe zu kaufen, da sie quasi aus allen Schuhen und Stiefeln rausgewachsen ist
  • Die Matschsachen für die Kita waschen und anprobieren (yeah, da braucht es noch keine neuen Sachen)
  • 12 (!!!) Pakete und Briefe packen und zur Post bringen
  • Einige unliebsame Gespräche mit Menschen, denen es egal ist, ob ich grad krank bin oder nicht und die sich dementsprechend fordernd benehmen. Tjanun.

Und bevor einige wieder meckern: Ja, mir ist schon klar, dass ich derzeit nicht arbeite und es mit einem Vollzeitjob wahrscheinlich nochmal ganz anders ausgesehen hätte. Oder vielleicht auch nicht, denn dann wäre ich wahrscheinlich krank geschrieben gewesen, hätte diese „befreite“ Zeit aber nicht unbedingt zum Genesen nutzen können, denn alles andere wäre ja geblieben. Und ja, der Blog blieb in dieser Zeit auch einfach mal auf der Strecke. Natürlich geschah im Hintergrund so einiges (in Form von 1000 Emails und einiges an Post), aber ich hatte es nicht geschafft, die Seite über die Woche mit Inhalten zu füttern. Aber…das sollte auch mal ok sein. Ich glaube jedenfalls, dass meine Leser mir dies verzeihen, oder? ODER?

Fazit: Ja, es ist wirklich kein leichtes als Alleinerziehende krank zu sein. Da wird wirklich nur das Nötigste geschafft und einiges bleibt liegen. Das sind Tage, an denen die To-Do-Listen wachsen, statt zu schrumpfen. An denen man sich leichenblass und komplett ausgelaugt mit dem allabendlichen Fieber-Spike um 21:30 Uhr ins Bett schleppt um dann mit schlechtem Gewissen dort zu liegen und an all die Dinge zu denken, die man grad nicht schafft. An denen man der Großen abends ein Butterbrot macht und man selber nichts isst, weil man einfach zu schlapp ist um etwas zu kochen. An denen Nachrichten an die lieben guten wichtigen Leute im Leben einfach auf der Strecke bleiben, da man dafür einfach keine Kraft mehr hat, obwohl ein paar nette und aufmunternde Worte genau das wäre, was man grad braucht.

Und nach 3 Tagen fühlt man sich etwas besser und man fragt sich: Hat man das jetzt auskuriert? Oder verschleppt? Man wird es sehen. Aber jetzt gilt es erstmal all die Dinge aufzuholen, die in den letzten Tagen liegen geblieben sind. Weil man ja jetzt sooo ausgeruht ist.

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1 Comment

  • Reply
    Denise
    6. September 2017 at 20:52

    Hi, ich hoffe, Dir gehts wieder gut! Das ist auch das, was ich mir als Super-GAU alleinerziehend vorstelle: krank sein. Und nochmal schlimmer: Kinder auch krank. Das ist in unserem 2-Eltern-Haushalt schon die Katastrophe und kaum ohne Oma gut zu schaffen, daher mein vollster Respekt, was Du krank noch so alles auf die Reihe kriegst! Ich lache auch immer, wenn mich krank (und ich bin echt relativ selten krank) fragt, warum ich nicht beim Arzt war. Wozu? Anders als ein Arbeitgeber wären meinen Kindern Krankschreibungen ziemlich egal. Liebe Grüße (und gute Besserung!)

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