Wenn Freundschaften enden – Gründe und Gedanken

Freundschaften sind wichtig. Freundschaften können einen tragen, ja sogar fliegen lassen. Sie können stärken, erfüllen, antreiben, wärmen, glücklich machen. Aber Freundschaften können auch eine andere Seite haben, sie können Nerven-zehrend sein, anstrengend, Energie-raubend. Sie können einseitig sein, unfair, können einen traurig oder wütend machen. Und genau dann ist es richtig, und sogar wichtig, dass Freundschaften manchmal eben auch einfach endlich sind. Nix mehr mit „Friends Forever“ und „HDGDLFIUEBZMUWZ“. Doch wie passiert so etwas? Und Warum?

Freundschaften

Wenn ich so zurück denke, dann kann ich wohl behaupten, dass ich schon viele Freundschaften in meinem Leben hatte und zum Glück auch nachwievor habe. Solche, die in der Kindheit begannen und auch dort blieben, aber auch solche, die bis heute andauern. Freundschaften, die nur eine Zeit lang hielten und solche, die endeten. Solche, die langsam im Sande verliefen, aber auch solche, die mit einem Knall, bzw. in einem Streit abrupt endeten. Jede dieser Freundschaften war mir wichtig, aus allen habe ich gelernt, und auch etwas mitgenommen.

Ich bin mit sehr viel Kontakt zu anderen Kindern aufgewachsen. In der Nachbarschaft, im Kindergarten, später in der Schule, in der Jungschar und in Sportvereinen, später als Aupair, dann auf der Uni, auf der Arbeit, im Ehrenamt, über’s Bloggen, durch die Kids…überall schloss ich Freundschaften. Und viele dieser Freundschaften bestehen bis heute. Einige verlor ich zwischenzeitlich aus den Augen, aber man fand sich wieder. Andere waren nie „weg“, egal wie weit und wie lang ich unterwegs war. Es gibt Freundschaften, die ich täglich pflege und solche, die immer mal wieder aufflammen. Was diese Freundschaften ausmacht ist, dass es ok ist, dass man nicht täglich voneinander hört, man aber weiß, dass der andere da ist, wenn es darauf ankommt. Und dass man die wichtigen Dinge des Lebens miteinander teilt, dass man nicht nur in Erinnerungen schwelgt, sondern auch neue kreiert. Und dass wenn man sich wieder sieht oder miteinander spricht es ist, als hätte man sich gestern erst gesehen. Diese Freundschaften sind unkompliziert, doch man investiert trotzdem gerne in sie. Sie geben einem mindestens soviel, wenn nicht noch mehr, wie/als man in sie hinein steckt. Und wenn man mit diesen Leuten Zeit verbringt, dann fühlt man sich bestärkt, gut, fröhlich und wohl. Selbst wenn sie einen kritisieren, dann weiß man, dass es von Herzen kommt und man kann es annehmen, ja ist oftmals sogar dankbar für die ehrlichen Worte und sieht es als Hilfe an.

Doch wie kann sich genau dies ändern? Warum hören Freundschaften auf? Warum fühlen sie sich vielleicht irgendwann nicht mehr gut an, ja sogar anstrengend, weil man sich fühlt als investiere man viel mehr in sie als man aus ihnen zieht? Es sind doch immer noch die gleichen Leute, warum ist das Gefühl der Verbundenheit so vergänglich? Die Antwort liegt in der Frage, denn auch wenn es immer noch die gleichen Menschen sind, so haben Menschen die Angewohnheit sich dem Leben und seinen Umständen anzupassen, zu lernen und sich so auch zu verändern. Wenn nun befreundete Menschen unterschiedliche Dinge in ihrem Leben erleben, dann kann es sein, dass man sich in verschiedene Richtungen verändert. Dies ist völlig wertfrei, es gibt eben nicht DEN einen Weg, den man bestreiten muss. Jeder geht seinen Weg und manchmal führt dieser eben von den Wegen der Freunde weg. Das ist nicht schlimm und muss auch nicht im Knall enden, kann es aber. Entweder man entfernt sich schleichend voneinander und jeder geht seines Weges, oder man streitet sich aufgrund unterschiedlicher Ansichten und entscheidet sich von nun an separate Wege zu gehen.

Ich finde es völlig legitim herauszufinden, dass manche Freundschaften ein Verfallsdatum haben. Ich habe erlebt wie zehrend und anstrengend es sein kann, wenn man aus Nostalgie an Freundschaften festhält, die schon lange keinem der Beteiligten mehr gut tun. Wenn man sich nur noch obligatorisch trifft, man Schwierigkeiten hat Themen zu finden, über die man sich unterhalten kann und man ausgelaugt statt bestärkt einander wieder verlässt. Ich finde es auch nicht verwerflich, wenn man sich dann entscheidet diese Freundschaft aufzugeben. Das entwertet weder die Freundschaft, die sie mal in der Vergangenheit war, noch zeugt dies von Bösartigkeit. Es ist vielleicht einfach Realismus. Freundschaft sollte aus Liebe zum Gegenüber bestehen und nicht aus Pflichtbewusstsein, weil es in der Vergangenheit irgendwann mal schön war.

Schade wird es, wenn man im Streit auseinander geht. Doch auch hier habe ich die Erfahrung gemacht, dass die Wut mit der Zeit nachlässt und man sich irgendwann auch wieder positiv, oder zumindest neutral, an die schönen Zeiten der Freundschaft erinnern kann. Traurig ist es, wenn die Beteiligten verschiedene Ansichten bezüglich des Status der Freundschaft haben. Da kann es einem schonmal mehr weh tun, man kann sich verstoßen, im Stich gelassen und verletzt fühlen. Das ist keine schöne Sache und kann gefühlstechnisch auch einem Beziehungsende gleichkommen (ist es ja auch irgendwie). Dann braucht es vielleicht manchmal ein wenig länger (wenn überhaupt) bis man sich mit positiven Gefühlen an vergangene Zeiten erinnern kann.

Generell ist es aber so, dass ich, auch wenn ich am Ende einer Freundschaft mal wütend und enttäuscht bin, dem anderen Menschen nichts Böses wünsche. Ja doch, vielleicht im Affekt (ich bin ein leidenschaftlicher Mensch, ich flippe aus, tobe, polter und wüte…eine kleine Naturgewalt eben) aber die, die mit mir befreundet sind/waren, die wissen das einzuordnen, sollten sie jedenfalls. Wenn ich mich aber wieder beruhigt habe und reflektieren konnte, dann geht es auch wieder. Dann wünsche ich, dass meine dann ehemaligen Freunde auf dem Lebensweg, auf dem sie sich befinden, glücklich werden und gehe weiter auf meinem und versuche selbiges.

Damit möchte ich aber auch nicht sagen, dass nur gänzlich homogene Freundschaften möglich sind. Überhaupt nicht, ich selber habe viele Freunde, die ganz anders sind als ich, die andere Ansichten haben und deren Leben anders aussieht als meins. Und das ist auch gut so, alles andere wäre ja schrecklich langweilig. Solange sich unsere Lebenswege nicht ausschließen ist das auch super, man lernt voneinander, man guckt ab, lässt sich inspirieren, sieht andere Perspektiven und lernt Toleranz. Nur wenn die jeweiligen Lebenswege (und auch Ansichten) einander ausschließen und somit nicht mehr kompatibel sind, dann wird es kompliziert und gegebenenfalls auch einfach nicht mehr tragbar. So könnte ich zum Beispiel auf jeden Fall eine Freundschaft mit jemandem pflegen, der eine andere Partei wählt als ich. Wenn er jedoch Flüchtlingsheime anzünden würde, dann wäre eine Freundschaft für mich nicht mehr tragbar und demnach beendet. Generell liebe ich meine Freunde ohne Konditionen und erlaube Fehler und Imperfektionen, ja ich zelebriere sie sogar. Aber eine so gänzlich entgegengesetzte Weltanschauung könnte ich mit meiner wohl nicht vereinbaren.

Es ist nunmal so, dass wir mit fortschreitendem Alter gefühlt immer weniger Zeit haben. Und die, die wir übrig haben wollen wir, legitimerweise, mit solchen Menschen verbringen, bei denen wir uns gut fühlen, die wir mögen, die einen motivieren und mit denen wir Spaß haben. Auch das ist ein guter Grund nicht krampfhaft an ausgelaufenen Freundschaften festzuhalten, sondern sich von ihnen zu lösen, ja vielleicht sogar zu befreien. Das Leben zehrt teilweise schon genug unserer Energie, da müssen wir den Rest nicht in Freundschaften stecken, aus denen wir nichts mehr schöpfen können. Sonst ist Frust und Ärger vorprogrammiert und man trennt sich vielleicht im Streit. Und da werden oft Dinge gesagt, die die vorangegangene gute Zeit der Freundschaft vergiften und dann sind die ganzen schönen Erinnerungen dahin…und es dauert erstmal, bis man an diese wieder mit einem guten Gefühl denken kann.

Habt ihr auch schon die ein oder andere Freundschaft beendet? War das okay für euch, oder eher schlimm? Erzählt mal…

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7 Comments

  • Reply
    Christine
    9. Mai 2017 at 09:07

    Hallo liebe Perlenmama

    Vielen Dank für diesen tollen Artikel.
    Es tut so gut das zu lesen, denn auch ich kenne diese Freundschaften, die eigentlich nicht mehr wirklich existieren, an denen man aus Nostalgie oder Sentimentalität oder vielleicht sogar Angst vor dem Ende festhält.
    Eine meiner „Freundschaften“ zieht sich schon seit vielen Jahren als eher anstrengendes Anhängsel mit durch mein Leben und ich habe für mich in Gedanken schon so oft den schlussstrich gezogen, aber kaum war für mich das ganze beschlossen, kam ein Lebenszeichen der „Freundin“ und ich wurde wieder weich und da dachte, dass man es ja doch nochmal versuchen können. Und das schlimme: ich wurde direkt wieder in meinem eigentlichen Beschluss bestätigt, dass diese Freundschaft nicht mehr gut für mich ist. Sie kostet zu viel Kraft und Energie und macht mich nur immer wieder wütend. Daher habe ich nun für 2017 ein definitives Ende beschlossen und will dann dies auch wirklich durchziehen (Memo an mich selbst: nicht wieder weich werden!!!). Alles andere bringt nämlich nichts.
    Manchmal muss man eben auch die alten, eingestaubten, nicht mehr passendem Freundschaften aussortieren wie alte Klamotten.

    Herzliche Grüße
    Christine

  • Reply
    Semi
    9. Mai 2017 at 10:06

    Bin gerade dabei mich aus Freundschaften zu lösen, weil diese mir nicht gut tun und mich mehr belasten, als dass sie mich stärken. Ea ist ein langsamer Prozess, ein schnerzhafter Prozess, aber notwendig. Ich kann keine Rolle spielen, die ich nicht mehr habe und meine neue Roll passt nicht zu diesen Freundschaften.

    Inzwischen habe ich zahlreiche Freundschaften beendet und viele wurden beendet. Letztere meist mit einem Knall. Ist ein naturlicher Prozess und es wird nicht unbedingt einfacher.
    Aber der richtige Weg ist eben nicht immer der Einfache.

    Liebe Grüße

    Semi

  • Reply
    Marie
    9. Mai 2017 at 10:30

    Liebe Perlenmama,
    ein schöner Text!
    Und ja, leider ist z.B. die Freundschaft zwischen meinem ehemaligen besten Freund beendet. Und der Grund dafür sind andere Frauen, sprich Partnerinnen. Da kommt die Eifersucht in Szene, weil viele nicht verstehen, dass auch Freundschaften ohne irgendwelchen Hintergedanken funktionieren können. Und so „blöd“ oder naiv er halt leider ist, hält er dann eher an der Frau fest und hört auf sie, als auf eine Freundin, die er schon seit Ewigkeiten kennt. Es hat mich natürlich verletzt, dass er nach über 10 Jahren Freundschaft die Freundschaft beendet, nur weil andere Frauen ihm Flausen in den Kopf setzen. Es ist nun einige Zeit her, aber ich finde es irgendwieo immer noch schade, aber werde da auch nichts mehr unternehmen, weil ich einfach nicht an ihn ran komme und wer nicht will, der hat halt schon. Die richtigen Freundschaften bleiben trotzdem bestehen, da kann ich auch von berichten. ?
    Liebe Grüße und alles Gute weiterhin!

  • Reply
    scarlet the red
    9. Mai 2017 at 10:40

    Hallo,
    sehr sehr schöner Beitrag. Klar ist bei mir auch schon einmal eine Freundschaft in die Brüche gegangen. Mal ganz schleichend (meine beste Freundin aus der Grundschule und ich haben uns auf verschiedenen weiterführenden Schulen einfach auseinander gelebt) mal mit einem Knall (was dann trauriger ist). Aber es ist nunmal teil des Lebens. Wir verändern uns alle. Und so auch unsere Freundschaften.
    LG Scarlet (von https://scarlettheredsite.wordpress.com/ )

  • Reply
    Denise
    9. Mai 2017 at 11:05

    Hi, was ein schöner Artikel! Ich kenne auch alles, Freundschaften, die einfach einschlafen, man sich aus den Augen verliert, Freundinnen noch aus Kindergartenzeiten, Freundschaften einer Lebensphase und eben auch, dass es mit einem Knall endet. Meistens kündigt sich der Knall aber eigentlich an, manchmal will man es nicht wahr haben, Klärungen scheitern und irgendwann läuft das Fass über. Manche Verluste tun weh, bei anderen merkt man erst im Nachhinein, dass da kein Gefühl mehr war, dass die Person und die Freundschaft nicht fehlen. Und bei einigen wenigen vermisst man sie nach Jahren noch.
    Freunde und Freundschaften sind wichtig, aber eben nicht um jeden Preis. Ausserdem muss eben die Basis stimmen, man muss nicht gleich sein, aber wie Du ziehe ich meine Grenze bei radikalen Ansichten und Hass.

  • Reply
    Paula Deme
    9. Mai 2017 at 16:20

    Hallo Perlenmama!
    Klar, immer wieder mal in meinem Leben. Irgendwann passt es nicht mehr. Das tut zwar weh, aber so gebe ich auch dem anderen Menschen die Möglichkeit seien Zeit mit jemanden zu verbringen mit dem es besser harmoniert. So können sich beide Parteien weiterentwickeln.
    Manche Freundschaften sind auch einfach eingeschlafen, andere musste ich beenden, weil sie toxisch waren. Das ist ok, das Leben ist ein kommen und ein gehen.
    Liebe Grüsse,
    Paula

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    Lilliana
    7. Juli 2019 at 05:10

    Ich befinde mich gerade in einer Situation, in der ich mich von einem langjährigen wirklich engen Freund trenne. Eigentlich ist es schon geschehen und zwar mit einem Knall. Es tur mir sehr weh und das, obwohl es sich pber Jahre hinweg duech wiederkehrende Streitereien angekündigt hat. Ich habe mich durch eine Therapie einfach verändert, gelernt, meine Meinung zu vertreten und mich nicht mehr bevormunden zu lassen. Dieser spezielle Freund hat mich jedoch ständig bevormundet und konnte nichtsdamit anfangen, dass ich nun nicht mehr auf seine Meinung Wert lege. Immer mehr teat füe mich zutage, dass er sehr egoistisch ist und alles nach seinem Kopf gehen muss.
    Lange Rede kurzer Sinn: Ich sitze jetzt hier nach diesem wohl letzten großen Knall und kann nicht schlafen, weil das Ende einer langjährigen Freundschaft wirklich viel mit dem Ende einer Beziehung zu tun hat. Aber so ist das Leben. Man muss eben schauen, wer einem guttut und wer nicht und im besten Fall öffnet man sich durch das Beenden einer alten Freundschaft für neue Erfahrungen und Freundschaften.

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