Ein rasanter Auftritt – Wie die Miniperle zu uns kam (Geburtsbericht)

So, bevor ich noch mehr Zeit verstreichen lasse und ich vielleicht sogar wichtige Details vergesse, schreibe ich mal den Geburtsbericht auf von dem Tag an dem die Miniperle zu uns kam. Wer unsere Vorgeschichte kennt und uns in den letzten Monaten aufmerksam gefolgt ist, der weiß um meine Vorbehalte bezüglich dieser Geburt, weiß um die Gedanken, die ich mir gemacht habe und weiß wohl auch, dass ich mehr als einmal entschieden hatte, doch einen geplanten Kaiserschnitt machen zu lassen. Zu tief waren die Narben, war das Trauma der Perlengeburt, bei der damals irgendwie alles schief ging.

Doch eine tolle Hebamme, viel Lesen, ein toller Geburtsvorbereitungskurs, sowie der ein oder andere Geburtsbericht anderer Mütter, die nach einem Kaiserschnitt eine natürliche Geburt gewagt hatten, haben mich über die letzten Monate gestärkt und mir den Mut gegeben diesen Weg auch für uns zu wählen. Ich wollte es zumindest versuchen. Vor allem aber auch, weil ich es mir so fürchterlich vorstellte wenn man als Zwerg da so im Bauch von Mama rumplanscht und plötzlich geht die Decke auf und dann ist alles so hell und laut und kalt und plumps, ist man auf der Welt. Ohne dass man irgendwie eine Indikation gegeben hätte, dass man nun bereit dafür ist, dass man fertig ist. Nein, das wollte ich für die Miniperle so nicht. Ich wollte, dass sie die Wahl hat selbst zu entscheiden, wann sie bereit ist. Selbstbestimmung und so. Außerdem war ich auch ein klein wenig neidisch auf die Mamas mit ihren natürlichen Geburtserlebnissen. Das wollte ich auch erleben. Wollte es schaffen. So überwand ich meine Angst und mit dem Versprechen meiner Hebamme, dass ich diesmal nicht nur ein Statist sein würde, und dass es dieses Mal auch keine ellenlange Quälerei sein würde, ließ ich mich letztendlich darauf ein. Mit Herzklopfen und ein wenig Bammel, aber auch mit Zuversicht.

 

So wurde gewartet…Darauf, dass die Miniperle selbst entschied uns kennenlernen zu wollen. Das Warten war, wie schon bei der Perle, zermürbend. Doch auch spannend und auch irgendwie bittersweet…ich versuchte soviel wie möglich noch mit der Perle zu machen und genoss die letzten Tage, in denen wir noch „wir zwei“ waren. Doch dann, am 25.1.17, einen Tag nach dem Geburtstag der Perlenoma (die im Vorfeld schon klar gemacht hatte, dass sie ihren Geburtstag eigentlich nicht teilen wollte), wachte ich um halb 6 morgens mit Unterleibsschmerzen auf. Plötzlich waren sie wieder weg. Ich tat es als Zipperlein ab und wollte weiterschlafen, doch 10 Minuten später kam der nächste Krampf. Hoppala. Da war ich dann wach. Noch zwei Krämpfe verstrichen im gleichen Zeitabstand und da war ich mir relativ sicher: Das waren Wehen. Ich stand auf und ging auf Toilette. Der Durchfall erinnerte mich an den Geburtsbericht des Sonnenkinds von Susanne von Nullpunktzwo und bestärkte mich darin, dass es wohl los ginge.

Ich lief etwas durch die Wohnung und schmiss die restlichen Sachen in die Kliniktasche. Um 7:30 Uhr rief ich meine Hebamme an und erzählte ihr, dass die Wehen nun regelmäßig alle 8 Minuten kämen und frug, bei welchem Abstand ich in die Klinik kommen sollte. Sie beruhigte mich und meinte, dass ich vielleicht erstmal noch baden könnte und mir keinen Stress machen sollte. Als die Wehen dann aber 20 Minuten später schon nur noch einen Abstand von 6 Minuten hatten rief ich sie nochmal an und nun fand sie auch, dass die Klinik wohl eine gute Idee sei. Ich sagte Katha Bescheid, die ich eigentlich an diesem Vormittag zum Frühstück treffen sollte und im Vorfeld schon gesagt hatte, dass sie gern bei der Geburt dabei wäre, wenn sie frei habe. Hatte sie und sie war mit (Achtung, Wortspiel) „wehenden Fahnen“ auch ziemlich schnell da. Ich machte in der Zeit die Perle Kita-fertig. Die war sehr süß und empfahl mir mich doch mit Zwieback und Bäuchleintee auf die Couch zu legen wenn sie in der Kita sei. Ich dürfe sogar Fernseher gucken, dann würde mein Bauch sicher nicht mehr weh tun. Da ich sie nicht mit dem Gedanken in die Kita schicken wollte, dass ihre Mama nun ins Krankenhaus fuhr, sagte ich ihr nichts, sondern verabschiedete sie ganz normal und schon ging es los. Katha gab mächtig Gas. Auf dem Weg durchs Tal war der Wehenabstand schon bei 5 Minuten, auf dem Parkplatz der Klinik dann plötzlich bei 3 Minuten. Huiuiui.

Auf der Entbindungsstation wurde ich gleich ans CTG angeschlossen. Ich weigerte mich zu liegen, die Erinnerungen an die Hilflosigkeit beim letzten Mal waren zu präsent. Außerdem konnte ich im Stehen die Wehen besser veratmen. Obwohl das von Mal zu Mal schwieriger wurde. Meine Hebamme traf ein (8:30 Uhr) und untersuchte mich, der Befund war gut (ich weiß nicht mehr wieviel cm ich da schon weit war, ich glaube 7) und ich kam wieder ans CTG. Nun passierte es aber, dass plötzlich bei jeder Wehe die Miniperlen-Herztöne absackten. Ich hechelte anscheinend zu doll. Also wurde ich gebeten mich für eine Weile doch hinzulegen, was ich auch widerwillig tat. Im Liegen fiel es mir jedoch wesentlich schwerer die Wehen zu veratmen. Irgendwann stand ich dann wieder und Hoppala, plötzlich hatte ich das Gefühl pressen zu müssen. Katha rief meine Hebamme zurück, die irgendwie versuchte meine Aufnahme zu machen, aber irgendwie nicht dazu kam. Sie untersuchte mich erneut und ja, der Muttermund war quasi offen und es ging los. Schlechte Nachricht: Für die gewünschte PDA war es jetzt nun wirklich zu spät. Also hoppelte ich mit Presswehen in den Kreißsaal nebenan. Das war um ca. 8:50 Uhr, genau wissen wir das nicht mehr.

Im Kreißsaal bekam ich dann meinen Zugang gelegt (ja, auch im stehen) und versuchte alles um darum herum zu kommen mich auf das Kreißsaalbett legen zu müssen. Aber da die Herztöne der Miniperle noch immer bei jeder Wehe in den Keller gingen musste es sein. Es wurde mir aber versprochen, dass ich nach einer Weile in den Vierfüßlerstand wechseln könnte. Wegen des pathologischen CTGs wurde der Oberarzt hinzu gerufen, eine Assistenzärztin war auch dabei. Sie erklärten mir, dass sie der Miniperle nun aus dem Kopf etwas Blut abnehmen würden um zu sehen, ob es ihr noch gut ginge. Ich glaube wenn ich nicht so überrumpelt gewesen wäre von der ganzen Situation, ich hätte mir spätestens jetzt riesige Sorgen gemacht. Doch die vier strahlten alle solch eine Ruhe aus und sprachen ganz normal mit mir, irgendwie legte ich in diesem Moment all mein Vertrauen in ihre Experise und war mir sicher, dass sie schon richtig entscheiden würden.

Irgendwann durfte ich mich auf die Knie hocken und pressen…leider ging das nicht so gut, also wechselte ich wieder ins Liegen. Bei jeder Wehe wurde ich ermahnt nicht zu hecheln, sondern in den Bauch zu atmen, damit auch etwas bei der Miniperle ankam…war echt nicht so einfach. Naja und dann war es so weit…es wurde gepresst. Nun doch im Liegen, aber ich spürte nichts von der Hilflosigkeit und des „ausgeliefert-seins“ vom letzten Mal. Mir wurde jeder Schritt und jede Maßnahme erklärt und ich war ganz und gar nicht Statist. Katha sorgte für Stabilität an Kopf und Knie (und legte mir ab und zu einen kalten Lappen auf die Stirn), meine Hebamme gab Tipps in Sachen Luft holen und Länge des Pressens. Mit einem Blick auf die Uhr stellte ich fest, dass wir gerade mal etwa 20 Minuten im Kreißsaal waren. Wahnsinn.

Ich gab was ich geben konnte. Leider waren die Herztöne der Miniperle immer noch nicht gut. So kam es, dass die Assistenzärztin von außen helfen sollte. Anders als beim letzten Mal wurde mir aber vorher genau erklärt was als nächstes passierte. Trotzdem war es wie ein Flashback. Und irgendwie hat mich das wohl getriggert. Jedenfalls bekam ich plötzlich Panik. Niemals würde ich es schaffen die Miniperle rauszukriegen. Nein. Das war es, ich würde nicht mehr pressen. Das sagte ich so auch. Da machte meine Hebamme aber eine Ansage. Wir hätten nun keine Zeit für Angst, die Kleine sei fast da und wenn wir nun aufgeben würden, wäre alles umsonst gewesen. Kann sein, dass sie noch mehr gesagt hat, keine Ahnung, ich glaube Katha hat auch noch was gesagt, aber was es auch war, irgendwie hat es gefruchtet. Ich nahm die nächste Wehe und gab noch einmal alles. Ich hörte noch was von Saugglocke und sah den Arzt telefonieren und dann ganz plötzlich lag da ein kleines nasses rotes Bündel auf meiner Brust. Das war um 9:51 Uhr.

Ich hatte es irgendwie gar nicht mitbekommen, dass sie rausgeflutscht war. Aber sie war da. Und ich dachte nur „Ey…krass…du hast es gepackt!“. Katha durfte die Nabelschnur durchtrennen und dann wurde sie zu den Kinderärzten gebracht, die schon vor der Tür gewartet hatten. Ich sagte Katha, dass sie mitgehen sollte. Ich wurde in der Zeit genäht und die Miniperle brüllte wohl ziemlich laut und energisch. Irgendwann war ich fertig und die Kleine wurde auch zurück gebracht. Sie wurde gewogen, gemessen und angezogen. Katha frug mich nach dem Namen und mit einem Blick stand er auch fest…trotz sehr kürzlicher Zweifel.

Naja und dann versinken meine Erinnerungen in einer Wolke von rosa Babyflausch. Meine Mama kam recht schnell, mein Bruder auch, Katha verabschiedete sich. Wir kamen in ein Nebenzimmer und dann irgendwann auf Station. Eigentlich wollte ich, wenn alles klappen sollte, ambulant entbinden und schnell nach Hause, da aber kurz mit der Saugglocke nachgeholfen wurde, wollte man die Miniperle 24 Stunden beobachten und am nächsten Tag noch einen Kopf-Ultraschall machen. Sollte mir recht sein. Meine Mama holte die Perle von der Kita ab und brachte sie in die Klinik um ihre kleine Schwester kennenzulernen. Hach was war das schön. Mein bester Freund kam auch noch, mit seiner Verlobten, die ja nur ein paar Tage später als ich ausgerechnet war. Der Perlenopa schaute nach der Arbeit noch vorbei und auch der Miniperlen-Papa kam noch zu Besuch.

Die Miniperle war in den ersten Stunden sehr aufgedreht…kein Wunder, wer so einen rasanten Auftritt hinlegt, der braucht wohl ein wenig Zeit um auch wirklich anzukommen. Auch ich merkte, dass mich das Ganze doch echt überrumpelt hatte, hatte aber kaum Zeit um mich mit diesem Gefühl auseinander zu setzen. Am nächsten Vormittag standen etliche Termine auf dem Programm, schließlich wollten wir ja nach Hause. Ultraschall, Hörtest, Gelbsuchttest, Anmeldung, meine Untersuchung…all das arbeiteten wir ab. Und ich muss sagen: So anstrengend es auch war, so unglaublich stolz war ich, dass ICH bei all den Untersuchungen dabei sein konnte. Bei der Perle hatte ich ja auf Grund meiner Immobilität nach dem Notkaiserschnitt all das verpasst. Ich staunte immer wieder, wie fit ich war, im Gegensatz zu den ersten Tagen postpartum bei der Perle.

Gegen Mittag hielt ich dann den Entlassungsbrief in den Händen und die Perlenoma holte uns ab und brachte uns nach Hause. Hier trafen wir quasi zeitgleich mit dem Miniperlenpapa ein und hießen die Miniperle gemeinsam in ihrem Zuhause willkommen. Es war ein gemütlicher Nachmittag. Irgendwann kam auch die Miniperle zur Ruhe (zum ersten Mal) und schlief tief und fest auf Papa’s Bauch. Ich kümmerte mich um eine aufgeregte Perle, die sich gar nicht satt sehen konnte an ihrer kleinen Schwester, aber auch sichtlich unsicher war, wie sie nun mit dieser Situation adäquat umgehen sollte. Also spielten wir ein paar Runden UNO, sie malte und bastelte etwas und wir alle drei spielten Märchenraten. Ja, es war ein sehr gemütlicher Tag und ich war froh aus der Klinik raus zu sein. Meine Erlebnisse dort werde ich auch noch verbloggen, aber zu einem anderen Zeitpunkt.

Das war mein Erlebnis der Miniperlen-Geburt. Es kann sein, dass dieser Geburtsbericht nicht genau das widerspiegelt was auch wirklich passiert ist. Es kann sein, dass ein paar Dinge durcheinander geraten sind, oder ich sie anders empfunden habe, oder ich mich einfach falsch erinnere. Eine Geburt ist nunmal eine sehr emotionale Sache und naja…ich kann für eine rationale und ungetrübte Wahrnehmung einfach nicht garantieren. Aber so ist sie mir in Erinnerung geblieben und so wird sie in meinem Herzen getragen. Die liebe Katha hat aber auch noch ihre Sicht der Dinge verbloggt. Es ist wirklich interessant wie unterschiedlich die Wahrnehmungen in einer solchen Situation sind.

Ich kann aber sagen, dass ich unglaublich stolz bin, dass das so geklappt habe und unglaublich dankbar an all die Leute, die mich, im Vorfeld und während der Geburt, bestärkt haben und mir Mut gemacht haben. Ich bin so froh, dass ich das so erleben durfte und dass alles gut gegangen ist. Und natürlich bin ich überglücklich, dass die kleine Miniperle nun bei uns ist.

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6 Comments

  • Reply
    Susanne Frl.Null.Zwo
    14. Februar 2017 at 08:14

    Wunderschön!

  • Reply
    Bejewly
    14. Februar 2017 at 20:18

    Auch wenn es rasant war, das Timing war super und es klingt wunderbar!

  • Reply
    Von Anerkennung, Seidenpapier und Tofu: 5 Freitagslieblinge in der KW7 – Mama will Schoko
    17. Februar 2017 at 18:27

    […] Patentochter, der Miniperle, beschrieben. Ich fand diesen Geburtsbericht genauso wie jenen von der Perlenmama deshalb toll, weil ich selbst auch einen Notkaiserschnitt beim Pralinchen hatte und der Bericht mir […]

  • Reply
    Mother Birth
    19. Februar 2017 at 12:35

    Ich freue mich von Herzen, dass du für deinen Mut so belohnt wurdest <3 Ein toller Geburtsbericht von einer starken Frau. Du kannst so stolz auf dich sein!
    Der feine Unterschied ist – wie du schon geschrieben hast – wenn man sich eben nicht hilfslos dem Geschehen ausgeliefert fühlt, wenn man den Personen vertraut, wenn einem erklärt wird, was passiert und auch warum. Das ist so unglaublich wichtig und wird viel zu selten gemacht. es wird über dem Kopf der werdenden Mama entschieden. Das ist so schade…
    Ich war damals auch so erstaunt, wie viel fiter ich nach der vaginalen Geburt war, als nach dem KS. Ein himmelweiter Unterschied!

    Liebe Grüße
    Mother Birth

  • Reply
    Meine Geburt ohne Hebamme - Aufruf zur Blogparade #OhneHebamme – Perlenmama
    22. März 2017 at 08:01

    […] Schwangeren und Gebärenden. Wie würde die Geburtsbegleitung dann aussehen? Wie hätte wohl die Miniperlen-Geburt ohne die Betreuung durch meine vertraute Hebamme […]

  • Reply
    Hebamme
    28. Juli 2020 at 08:08

    Die Schwangerschaft ist stets ein faszinierendes Erlebnis.
    Dabei spielt es keine Rolle, ob es das erste Kind der Mutter ist,
    oder nicht. Wichtig sind Verständnis des Umfelds, um
    dem Baby eine optimale Entwicklung zu gestatten.

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