Nachtgedanken

Nacht

Photo by pixabay.com

Es ist halb 3 morgens und ich kann immer noch nicht schlafen. Ich habe heute viel zu spät einen Kaffee getrunken und das rächt sich nun. Und wie das dann so ist, man liegt im Bett und fängt an zu grübeln. Und sich Sorgen zu machen. Die Gedanken spinnen sich immer weiter und plötzlich sitzt man in einem Netz voller Sorgen und weiß gar nicht wie man dahin gekommen ist.

Vor allem macht mir meine derzeitige nichtexistente Arbeitssituation Sorgen. Ich möchte doch so gerne wieder arbeiten, was tun in dem ich gut bin. Ich bin einfach nicht gut darin, zu Hause zu sitzen. Da bin ich nicht ausgeglichen. Ich habe so lange an einer guten Ausbildung gearbeitet und habe reichlich Arbeitserfahungen gesammelt, das möchte ich jetzt auch wieder einsetzen. Von Geldsorgen jetzt mal ganz zu schweigen. Ich bin wirklich gut darin, was ich mache. Und es macht mir auch unendlich viel Spaß. Warum merkt das nicht einer meiner potentiellen Arbeitgeber? Bringe ich das so schlecht rüber in meinen Bewerbungen?

Bewerbungen, ja…es ist ja nicht so als würde ich es nicht versuchen. Über 100 Bewerbungen habe ich im letzten Jahr geschrieben. Bisher bekam ich über 80 Absagen. Das ist ganz schön desillusionierend. Klar, habe ich noch welche ausstehen aber wenn das so weitergeht wie bisher habe ich da nicht allzu große Hoffnungen. Und ich versuche wirklich viel. Ja, ich schreibe meine Bewerbungen um bevor ich sie an einen neuen Arbeitgeber verschicke. Ja, ich bewerbe mich auch initiativ. Ja, ich passe meinen Lebenslauf an. Ja, ich bewerbe mich auf Stellen, die zu meinen Qualifikationen passen. Ja, ja, ja. Ich habe auch andere meine Bewerbungen ansehen lassen und sie dementsprechend angepasst. Ich weiß einfach nicht woran es liegen könnte. Können die Leute nichts mit meinem Studienabschluss anfangen? Der von einem kleinen Elite-College aus den Niederlanden, das nun im dritten Jahr in Folge zum besten Bachelor-Programm im Lande gekürt wurde? Und es ist kein schlechter Abschluss, nein nein.

Es ist schon schwer das Ganze nicht so langsam aber sicher persönlich zu nehmen. Das geht mir schon sehr nahe. Ich habe zwar noch Zeit, bis ich finanziell komplett abrutsche aber wenn  es so weitergeht wie bisher, dann graut es mir vor dem September, wenn mein ALG I abläuft. Was dann? Die Wohnung werde ich wohl nicht mehr halten können. Was wird dann aus der Perle und mir? Wie soll ich meine Rechnungen bezahlen?

Liegt es daran, dass ich Mutter bin? Dass ich alleinerziehend bin? Wenn ja, dann habe ich es hier aber mit ziemlich vielen ziemlich kleinkarierten Personalern zu tun. Wenn man die Qualifikationen derart außer acht lässt und nur auf die Lebensumstände guckt und einem deshalb nicht einmal eine Chance gibt, dann ist das schon ein Armutszeugnis. Und das macht mich wütend. Nur weil ich Mutter bin und alleine für mein Kind sorge disqualifiziert mich das doch nicht gleich davon eine gute Arbeitnehmerin zu sein. In den meisten Fällen ist eigentlich sogar das Gegenteil der Fall (wie ich schon einmal ausführlich beschrieben habe).

Wie ihr seht, ich steigere mich derzeit voll in dieses Thema rein. Ich wünschte, ich könnte einfach mal zur Probe irgendwo arbeiten um zu zeigen was ich so auf dem Kasten habe. Ich wünschte, man würde einfach mal mit mir reden und mich nicht gleich aus dem Rennen werfen. Ich wünschte ich wüsste woran es überhaupt liegt und könnte vielleicht dagegen argumentieren. Ich fühle mich echt hilflos, weil ich alles gebe und mich trotzdem nicht aus dieser Situation retten kann.

Vielleicht muss ich nur geduldig sein und das Universum sein Ding machen lassen. Schließlich habe ich schon vor Monaten meine detaillierte Bestellung bei ihm aufgegeben. Aber es steht soviel auf dem Spiel, da ist Geduld ganz schwer. Und dieser Zustand raubt mir den Schlaf (naja, er und späte Kaffees). Wenn ich nur wüsste, was ich sonst noch tun könnte.

You Might Also Like

5 Comments

  • Reply
    jongleurin
    18. Januar 2016 at 08:31

    Du bist auch Geisteswissenschaftlerin, oder? Wenn es so ist, tröste dich: es liegt einfach daran, dass sich da 200 Leute auf eine Stelle bewerben. Sind halt alles Generalistinen. Auch ohne Kind war ich acht Monate arbeitslos. Besser wurde es erst bei der nächsten Bewerbungsrunde mit Kind, als ich mich deutlich weniger beworben habe, nur noch auf Stellen, die auf mein spezielles Fachgebiet ausgeschrieben waren und in Tagedpendelentfernung. In vier Monaten nur noch fünf Bewerbungen, davon vier Einladungen. War deutlich besser für die Seele. Wobei ich auch weiß, dass dir das nicht weiterhilft, wenn das Ende von Alg1 in Sicht ist … da fängt man nicht gerade an, gelassen zu werden und sich selektiver zu bewerben.

    • Reply
      perlenmama
      18. Januar 2016 at 11:18

      Ja, das ist wohl das Problem. Aber trotzdem müsste doch langsam mal was kommen….ich bewerbe mich auch auf ziemlich spezifische Stellen…einfach auf alles eigentlich. Naja, da muss man mal gucken…

  • Reply
    hello-mrs-eve
    18. Januar 2016 at 08:50

    Hallo liebe Perlenmama, ich bin über facebook auf deinen Beitrag gestoßen und ich kann gar nicht so viel kluges sagen, fürchte ich, denn du tust ja bereits alles, was in deiner Macht steht ( inklusive Universums-Bestellung). Aber ich möchte dir von Herze wünschen, dass du ganz bald eine Einladung zu einem Vorstellungsgespräch für eine Stelle bekommst, die dir zusagt und die dich finanziell in solides Fahrwasser bringt. Soviel Engagement muss einfach belohnt werden! Alles Gute für Euch!

    • Reply
      perlenmama
      18. Januar 2016 at 11:16

      Danke dir, das ist aber lieb 🙂

  • Reply
    nandalya
    18. Januar 2016 at 13:47

    Wäre Selbstständigkeit eine Option für dich?

  • Leave a Reply

    *

    %d Bloggern gefällt das: