Die Motivations-Achterbahn – Hier grad so

Ich bin ja zur Zeit, durch gewisse Umstände, auch tagsüber und unter der Woche zu Hause. Nach den ersten paar Wochen, in denen mein Körper sich nach Schlaf sehnte als müsster er den verpassten der letzten drei Jahre wieder aufholen, wurden die Tage aktiver und auch irgendwie länger. Ich hatte auf einmal Zeit, und zwar mehr davon als ich es bisher und seit Jahren gewohnt war. Super, jetzt konnte ich mir endlich die Projekte vornehmen, die immer nur auf einer imaginären „könnte ich doch mal angehen“-Liste im Kopf umher trug.

„Kleider auf Mami-Kreisel verkaufen, oder bei Kirondo, bloggen, bei einer Hilfestelle für Kuranträge Unterstützung erfragen, Steuererklärung der letzten 2 Jahremachen, die ewigen drei Körbe in meinem Wohnzimmer wegbügeln, nähen, Bewerbungen schreiben, Sport machen, basteln, lesen, Briefe schreiben, Postkarten schreiben, Tagebuch schreiben“…all diese Dinge sollten von nun an erstmal meine Tage füllen. Es würde großartig werden. Und produktiv. Und sich toll anfühlen.

Soweit die Vorstellung. Doch wie ist es wirklich? Naja, jeden Tag bringe ich, noch recht zerknautscht und prä-koffein-intake, die Perle in die Kita. Zu Hause wird erstmal Kaffee aufgesetzt und ein wenig getwittert. Dann überlege ich ob heute ein guter Tag für Sport wäre (war ich gestern? Kann ich morgen gehen? Habe ich heute andere Termine?) Bei dreimal Nein raffe ich mich dann meistens auch auf. Vorher missmutig, hinterher euphorisiert. Jedes Mal. Warum kann ich mir dieses Gefühl für nächstes Mal vorher nicht aufsparen? Naja. Nachdem ich sporteln war, falls ich gehe, räume ich ein wenig rum. Das Perlenzimmer auf, zum Beispiel. Und die Küche. Dann geht es an den Laptop, Sachen überweisen, bestellen, nachgucken. Emails checken, Anfragen bearbeiten, vielleicht bloggen, aber am meisten bloß rumgucken. Und ganz viel überlegen, wozu von meiner super duper Spaßliste habe ich heute Lust. Manchmal auf etwas, das mache ich dann auch (Steuern wurden zum Beispiel schon gemacht und gebastelt habe ich auch schon…ich habe den Garten winterfest gemacht und Klamotten verkauft…) aber alles mit äußerster Überwindung.

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Warum ist das so schwer? Warum würde ich meine freie Zeit am liebsten damit verbringen auf der Couch friends zu gucken? Das gibt mir nix, hab ich doch alle Folgen schon zig Mal gesehen…warum fällt es mir nur so schwer produktiv zu sein. Da sitze ich auf der Couch und sehe wie erschreckend produktiv andere Blogger so sind, hauen einen Post nach dem anderen raus, über all die Dinge, die sie abseits vom bloggen so tun…und ich? Sitze hier rum, bestaune diese Dinge und bin sogar zu faul mal zu kommentieren.

kleid

Morgen, ja morgen geht es rund, da mache ich ALLES. Sagt sie und wickelt sich die Wolldecke gemütlich um die Beine und startet Staffel 7 von friends…und zwar zum 23. Mal. Ich will ja nicht sagen, dass ich faul bin, oder unfähig. Ich bin nur antriebslos, irgendwie. Liegt es am Wetter? Kann ich es etwa auf die Jahreszeit schieben? Versteht mich nicht falsch, wenn die Perle wieder abgeholt wird, dann machen wir sogar sehr viel. Wir gehen schwimmen, oder turnen, oder in die Bücherei, auf den Spielplatz, Kuchen essen, spazieren, Blätter sammeln…oder wir sind zu Hause und kneten, lesen vor, malen mit Wasserfarben, tun all diese Dinge mit einem ganz natürlichen Antrieb. Nur selten bin ich zu müde, dann gibt es auch schonmal ne halbe Stunde KIKA zu auftanken. Aber das kommt echt kaum vor. Ich mag unsere gemeinsame Zeit sehr und ich glaube der Perle gefällt sie auch. Und abends? Nachdem gekocht wurde, die Perle gebadet und Zähnchen geschrubbt, vorgelesen, gemuckelt und eingebettet wurde, dann hätte ich wieder Zeit…

Hätte hätte Fahrradkette…dann falle ich auf die Couch wie früher nach einem langen Arbeitstag. Gehe ich noch in die Wanne? Oder Blogge? Lese wenigstens ein paar Blogs und kommentiere? Nö, da wird das geliebte Amazon Fire TV angeschmissen und Scandal geguckt. Oder im regulären TV The Voice of Germany (und Smudo angeschmachtet und mit der Besten geschrieben). Oder getwittert über was auch immer sonst noch im TV läuft. Bis auf TVOG ist das alles nichts ohne das ich nicht leben könnte, worauf ich mich etwa gefreut hätte. Alles bloß Zeittotschlagerei…mehr nicht. Erfüllend? Fehlanzeige. Doch warum kann ich mich trotzdem nicht aufraffen?

neues aufwachen

Das sollte mir mal einer erklären. An den Tagen wo ich was schaffe gehe ich zufrieden ins Bett. Erfüllt, müde, einfach in Einklang mit mir selbst. Das Gefühl ist doch soviel besser als sich von Couch ins Bett zu schleppen und sich zu fragen, warum dieser Tag einem nun in Erinnerung bleiben könnte…oder was er einem gebracht hat.

Wer kennt’s? Was macht ihr dagegen?

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6 Comments

  • Reply
    Ben Froehlich
    19. November 2014 at 15:04

    Also das kennt wohl jeder und es hilft eine ganz simple Sache, nämlich ein Zeitplan. Wenn du heute sagst, dass du dieses und jenes morgen anpacken wirst, dann klingt das noch ganz glaubwürdig (also für einen selbst). Am nächsten Tag weiß man noch von den Vorhabungen, aber man kann ja mal eben die 30min für ein wenig Aufheiterung und Ablenkung sich erlauben. Ach naja und dann noch einmal 30min, aber dann…und schon ist die Zeit vorbei. Machst du dir aber einen Plan (nicht zu straff), dann hast du etwas, das du abarbeiten musst. Du weiß, dass es schaffbar ist und nicht gemacht wurde. Mir hilft es zumindest. 🙂

    • Reply
      perlenmama
      20. November 2014 at 13:14

      Ja, das ist die Sache mit dem Planen, da denke ich immer ich stelle mich selbst unter Druck. 😀 Naja, ich muss einfach mal gucken was am besten funktioniert. Prioritäten setzen und an Absprachen mit sich selbst halten müsste da funktionieren. 😉

      • Reply
        Ben Froehlich
        20. November 2014 at 13:18

        Klingt gut. Und vielleicht klappt es dann auch ein wenig häufiger mit dem Malen 😉

  • Reply
    nandalya
    20. November 2014 at 12:40

    Viele Menschen warten auf ein Wunder. Auf ein Ereignis, dass etwas (mit ihnen) geschieht. Im Herbst und Winter kommt noch der Kuschelfaktor hinzu. Da wird dann oft (unbewusst) der / die Liebste vermisst. Wenn ich früher einsam war, was keine fünf Minuten dauerte, habe ich das sofort als „Feind“ erkannt. Und Feinde kann ich besiegen. Auch einen inneren Schweinehund. Nur so genau ist dein Problem? Du musst keine 24 Stunden aktiv sein, keinen Blog-Bestseller schreiben und und und … Du darfst dir auch eine Zeit der Erholung gönnen. Nur nicht dein Leben lang. Aber das wird die Perle schon verhindern.

    Mach dir bewusst, was du vom Leben möchtest. Was du vermisst. Sei dabei bitte ehrlich zu dir. Und dann schreib es auf und handele danach. Du kannst das, ich glaube an dich 🙂

    • Reply
      perlenmama
      20. November 2014 at 13:12

      Ich habe halt wirklich das Gefühl immer irgendwie nütlich sein zu müssen…und produktiv. Sonst raste ich aus. 😀 Glaub ich jedenfalls. Oder jammere, wie in diesem Beitrag. Weniger jammern und mehr einfach tun ist wohl die Devise hier. Und wirklich wissen was einem jetzt wichtig ist. Vielleicht sind die Dinge, zu denen ich mich nicht aufraffen kann mir halt einfach nicht so wichtig. 😉

      • Reply
        nandalya
        20. November 2014 at 13:20

        Ich verdonnere dich hiermit dazu meine Motivationsbeiträge nachzulesen. Die schreibe ich doch auch für dich 🙂

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