Wie Perlen geboren werden

sind so kleine Hände

Für ein Schwangerschafts- und Babyforum habe ich vor einer Weile mal einen Geburtsbericht verfasst. Disclaimer: Ich bin nicht wirklich zimperlich im Beschreiben und natürlich ist dies ein Account meiner Empfindungen eines sehr emotionalen Erlebnisses…daher kann es sein, dass nicht alles 1:1 stimmt und dass ich ein paar Dinge durcheinander werfe. Aber so sieht die Perlengeburt in meinen Erinnerungen aus…ein wenig chaotisch, viel ungeplant und ganz sicher nicht serienmässig (aber kann eine Geburt das überhaupt sein?).

Die Perle wurde an einem warmen und sonnigen Samstagabend Ende März geboren.

Also, Mittwochs war ich mit 37+6 beim meinem lieben FA. Mein Mumu war 1-2 cm auf (schon ein knapper cm mehr als die Woche davor) und ich habe leicht vor mich hin geweht (kaum merkbar, nicht schmerzhaft…) Als er mich untersuchte spuehrte ich einen kleinen Schmerz. Er meinte dann er haette eine Eipolloesung vorgenommen, das koennte helfen die Wehen durch die dabei ausgeschuetteten Hormone anzukurbeln, da mein Mumu halt stetig weiter aufging und alles ganz weich sei. Ich war ein wenig irritiert, dass er mir nicht vor dem Eingriff Bescheid gesagt hatte, aber war auch froh dass ETWAS gemacht wurde, denn ich war mir sicher dass ich es einfach nicht mehr lange aushalten wuerde…die Jammerei war voll im Gange (teils wegen normaler Beschwerden, teils wegen meiner schrecklichen Ungeduld, ich wollte so schnell wie moeglich meine Perle kennenlernen).

Leider tat sich an dem Tag noch gar nichts. Am naechsten auch nicht. Freitag morgen wachte ich um 5 Uhr auf da ich ein ziemlich starkes Ziehen im Bauch hatte und etwas wahnsinnig nach Unten drueckte. Ja. DAS waren Wehen. Zum Glueck hatte ich an dem Morgen eh einen Termin zur Akupunktur bei meiner Hebamme in der Klinik. Dort angekommen schloss sie mich sofort ans CTG an und schaute erstaunt auf meine schoenen Wehen. “Ach, bald ist es ja soweit….”. Als sie dies aussprach wurde hinter ihr eine glueckliche frische Mutter aus dem Kreissaal geschoben und direkt danach eine sehr keuchende Schwangere wieder hinein gebracht…”Eigentlich koenntest du direkt hier bleiben aber das dauert noch und hier geht es grad zu wie auf dem Bahnhof…geh und geniess das Wetter, wir sprechen uns heute Abend”…

Also ging ich noch einkaufen, kaufte eine Jacke fuer den ersten Nachhauseweg meiner Suessen und fuhr zu einer Freundin. Die Wehen wurden ein wenig schlimmer gegen Nachmittag, aber waren auszuhalten. Abends legte ich mich noch schoen in die Wanne und ging mit meiner Mama eine Runde spatzieren. Gegen Mitternacht war es dann soweit, dass mir sogar die Luft weg blieb bei einigen Wehen und es drueckte maechtig nach unten. Also fuhren wir nach einem kurzen Telefonat mit meiner Hebamme zur Klinik. Dort wurden mir die Zugaenge gelegt und ich wurde ans CTG angeschlossen. Meine Freundin traf ein und auch der Perlenpapa war zuegig da. Und dann….waren die Wehen verschwunden. Einfach so. Keine mehr da. Also haben wir eine sehr ungemuetliche Nacht im Kreissaal – halb schlafend halb wach – verbracht. Gegen 9:00 fingen die Wehen langsam wieder an und ich wurde in die Wanne gesteckt. Dort oeffnete sich mein Muttermund ein wenig weiter (3-4 cm) aber die Wehen blieben sehr schwach. Also lief ich die Gaenge auf und ab und besorgte mir (auf Grund von ganz ploetzlichem “Heissdurst”) eine Coca Cola Light…ich glaube mir hat noch nie eine Cola so gut geschmeckt wie diese. Gegen 14:00 war mein Mumu 5 cm auf aber die Wehen waren minimal. Naja, und dann kam es wie es kommen musste: Wehentropf. Scheisse.

Dann ging alles ziemlich zuegig, die Wehen setzten mit voller Wucht ein. Die ersten paar konnte ich gut wegatmen und zelebrierte sie fast da sich ENDLICH was tat. Bald ging es ans Pressen. Es tat hoellisch weh, aber man war auch unglaublich froh ENDLICH etwas TUN zu koennen!!! Doch diese Erleichterung hielt nicht lange an, Das Pressen zeigte kaum Wirkung und ich wurde immer wieder kurzzeitig ohmnaechtig (und da hab sogar ich als Madame “absolut natuerlich und ohne Hilfe” ein wenig bereut, dass ich so ganz auf Medikamente verzichtet hatte…aber zu spaet). Bevor ich mich versah lag dann die Aerztin quer ueber meinem Bauch und versuchte meiner Kleinen von Aussen etwas zu helfen. Doch nix ging mehr. Und langsam schwanden meine Kraefte auch, ich konnte mich nicht mehr konzentrieren, die Wehen brachen ueber mich herein und ich war ihnen quasi ausgeliefert und konnte nicht mehr wegatmen oder pressen oder sonst irgendetwas tun. Ich hab einfach nur noch schreien koennen. Irgendwann gegen 18:00 wurde der Oberarzt gerufen. Nach einer kurzen Untersuchung stellte er dann sachlich fest “Sternengucker, die kommt nicht um die Kurve”. Also stand dieser Mann dann vor mir und sagte “Frau xxx, ich wuerde es nun doch wirklich gern mit einem Kaiserschnitt versuchen, so gibt das nix mehr.” Und obgleich ich immer gesagt hatte, dass ich das nicht wollte, so waere ich ihm in dem Moment gern um den Hals gefallen. Endlich kam mal einer mit nem 1A Vorschlag (in meinem Stolz haette ich da wohl selber nie drum gebeten, was eigentlich auch nicht richtig ist). Dann ging alles ganz fix. In einer Wehenpause wurde ich vom Kreissaalbett in ein mobiles Bett verfrachtet und dann ging es ab in den OP. Auf dem Gang draussen standen wirklich ALLE versammelt: meine Mama, Stiefpapa, Nachbarin, Perlenpapa, noch eine Nachbarin…ich war echt froh dass ich da gerade Wehenpause hatte, wollte ich doch vor der ganzen Mannschaft nicht wirklich alles zusammenbruellen. Meine Freundin war übrigens super, lief dauernd zwischen mir und den Leuten draussen hin und her und versuchte alle irgendwie zu beruhigen. Eine Riesen-Aufgabe, die sie super meisterte.

Im OP angekommen war ich wirklich fertig, ich wollte einfach dass es aufhoert, ich wusste nicht mehr wohin mit den Schmerzen. Ich weiss nicht mehr viel von der Situation. Nur dass mir erklaert wurde dass ich eine Vollnarkose bekommen wuerde aber in dem Moment war mir dann eh alles egal. Ich hatte buchstaeblich FERTIG! Eins ist mir noch besonders in Erinnerung geblieben: Mitten in einer Monsterwehe die mich auf dem OP Tisch zusammenkruemmen liess nahm ein OP Helfer (keine Ahnung welche Aufgabe er hatte) beide Haende und strich ganz fest an beiden Seiten meines Koerpers entlang. Das war wie Zauberei, ich spuehrte wie sich mein angespannter Koerper kurz entspannte und diese menschliche Beruehrung in sich aufsog wie ein Verdurstender das Wasser. Das war ganz irre. Als ich dann die Worte hoerte “so, gleich werden sie ganz muede” konnte ich nur denken “bitte vor der naechsten Wehe…” und dann war ich weg.

Als ich aufwachte war ich komplett verwirrt. “Irgendwas war” dachte ich mir aber irgendwie kam ich nicht drauf. “Da sind sie ja” sagte eine Stimme “Ihre Tochter ist schon oben”. DAS WAR ES!!! Ich war Mama! “Oh…aeh…darf ich auch dahin?” hab ich dann gefragt. “Aber natuerlich”. Der Weg dauerte viel zu lang. Und als sie mich dann in den Kreissaal schoben waren ALLE da. Und noch einer mehr! MEINE KLEINE. Das war so irre. Haben den kleinen Wutz direkt auf meinen Bauch gelegt und aufeinmal war es ruhig. Alle waren gegangen. Ich habe sie dann mit Hilfe der Hebamme sofort angelegt und konnte mich gar nicht sattsehen, sattriechen, satthoeren von diesem kleinen Wesen. Der helle Wahnsinn. Von wegen schlechte Bindung nach einem Kaiserschnitt, das hier war meine Tochter, da gab es keinen Zweifel. Und sie war/ist PERFEKT. Irgendwann waren wir dann auf dem Zimmer und sie haben sie ganz klein gepuckt in mein Bett gelegt weil sie so schrecklich gewimmert hat (war ja auch alles sehr aufregend fuer die kleine Maus). Ich habe noch kurz mit dem Perlenpapa gesprochen, der dann auch nach Hause fuhr. Er fragte mich ob es arg schlimm gewesen sei. Und da wusste ich schon gar nicht mehr was er meinte. Die letzten 30 Stunden waren komplett unwichtig in Anbetracht des kleinen Wunders welches da nun neben mir atmete und rumknötterte.

Fazit: EGAL wie schrecklich es zwischendrin war und wie anders es lief als ich es mir ausgemalt habe, es war JEDE SEKUNDE WERT!

Der Oberartzt kam am naechsten Tag noch zu mir und erklaerte dass ich mich bloss nicht als Versagerin fuehlen sollte und es einfach nicht mehr anders ging. Sternengucker eben, sie musste auch damals schon ALLES mitkriegen! Das fand ich sehr wichtig fuer mich, ich glaube das haette schon eine Weile in mir genagt (ich merke ja heute noch den Willen mich gleich zu rechtfertigen wenn ich jemandem erzaehle, dass ich einen Kaiserschnitt hatte).

So, und das war die Geschichte wie meine kleine Perle zu mir kam! :-)

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9 Comments

  • Reply
    guinness44
    5. März 2014 at 10:14

    Wer hat Dir denn denn Floh gegen den Kaiserschnitt in den Kopf gesetzt? Die hätten doch beim Ultraschall feststellen müssen, dass die Perle eine Sternguckerin ist. Hätte Dir u. U. einige Schmerzen erspart.

    Disclaimer: Alles was ich schreibe ist aus Sicht eines Vaters, der sehr wohl weiß, dass er keine Ahnung hat wie schlimm es tatsächlich ist ein Kind zur Welt zu bringen. Eines unserer Kinder war eine Becken End Lage, da es sich nicht gedreht hatte. Der Arzt war beseelt von einer Spontangeburt. Meine Frau stand dem relativ offen gegenüber, ich hatte Angst, dass das nicht funktioniert und hätte einen Kaiserschnitt bevorzugt. Wir hatten uns dann geeinigt, dass wir abwarten, ob die Geburt von alleine los geht und dann sollte es spontan werden. Wenn sie eingeleitet werden muss, dann Kaiserschnitt. Es wurde Kaiserschnitt.
    Wir hatten auch eine Spontangeburt. Ich bin grundsätzlich sehr zufrieden, dass ich als Mann auf die Welt kam und nicht als Frau. Bis zur PDA war ich mir so sicher, dass ich das nicht ausgehalten hätte. Meine Frau ist sehr hart im Nehmen, aber die Wehen waren nicht schön. Ich war mir zwischenzeitlich sicher, dass mir meine Frau die Hand brechen wird, so fest hat sie zugedrückt. Nach der PDA war das immer noch kein Zuckerschlecken, aber von außen betrachtet wesentlich entspannter. Das Gefühl, wenn das Kind gesund auf der Welt ist, ist einfach toll. Immer wieder ein Wunder.

    • Reply
      perlenmama
      7. März 2014 at 11:58

      Das mit dem kaiserschnitt war ich, ich wollte eben eine natürliche Geburt. Hätte aber wie gesagt nicht alle Informationen.

      Aber das Wunder am Ende ist eben alles wert! 🙂

      • Reply
        guinness44
        7. März 2014 at 13:57

        Genau, da bekommt Ergebnisorientiert eine neue Dimension

  • Reply
    Vivi
    5. März 2014 at 10:51

    *schnief* Trotz all der Turbulenzen ein wunderschöner Bericht. Besonders natürlich der Teil in dem du die Perle zum ersten Mal siehst… hach… man kann die LIEBE herauslesen! <3
    Und jetzt geh ich erstmal Taschentücher holen…

    • Reply
      perlenmama
      7. März 2014 at 11:56

      Hehe ja, war echt ziemlich emotional alles…das aufschreiben auch…;-)

  • Reply
    nandalya
    5. März 2014 at 10:57

    Spannender Bericht! 🙂 Ich habe noch nie eine Geburt live erlebt, aber schon mehrfach im TV gesehen. Ich kann in etwa nachvollziehen, was Wehen sind. Seit meiner ersten Regel litt ich einmal pro Monat unter starken Schmerzen / Krämpfen, die mich oft richtig wütend machten. Tickende Zeitbombe nennt man das auch 😉 Am Rosenmontag, noch auf dem Testgelände war es ja wieder mal soweit.

    Meiner armen Yuki mag ich diese Qualen nicht zumuten. Ich selbst mag keine Kinder bekommen. Bei mir tickt nichts. Wobei ich Kinder sehr gern mag und auch richtig gut mit ihnen kann. Yuki noch viel besser. Klar, sie ist auch eine Elfe 😀

    Ich hoffe, die Perle hat Karneval gut überstanden. Und du natürlich auch.

    Wir dürfen später noch etwas Audi fahren. Wolf braucht noch mehr Daten. Männer eben! 😀

    LG

    • Reply
      perlenmama
      7. März 2014 at 11:55

      Ach, Qualen ist absolut relativ. Lass es einfach mal auf dich zukommen. 🙂

  • Reply
    #selbstgeboren – Mein NKS und das Ego einer Hebamme | Perlenwelt
    1. April 2014 at 13:28

    […] Aufruf folgen und bei dieser Blogparade mitmachen. Zwar habe ich vor ein paar Wochen schon einen Geburtsbericht veröffentlicht, aber da bin ich nur am Rande auf diese Faktoren und Emotionen der Perlengeburt […]

  • Reply
    Ein rasanter Auftritt - Wie die Miniperle zu uns kam (Geburtsbericht) – Perlenmama
    2. März 2017 at 13:21

    […] doch einen geplanten Kaiserschnitt machen zu lassen. Zu tief waren die Narben, war das Trauma der Perlengeburt, bei der damals irgendwie alles schief […]

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